Ausstellung
Feitag, 31. Januar, 19 Uhr Vernissage
Schwules Leiden im KZ Flossenbürg

Das Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren brachte auch zwei Künstlern die Freiheit zurück, die jahrelang im oberpfälzischen Konzentrationslager Flossenbürg Opfer des deutschen Faschismus geworden waren. Der Grund: ihre Homosexualität, die nach einer Verurteilung gemäß §175 StGB zu einer solchen Form der „Schutzhaft“ führen konnte. Ein Schicksal, das sie mit circa 10.000 anderen schwulen Männern teilten, von denen mehr als die Hälfte ermordet wurde oder durch Krankheit und Erschöpfung ums Leben kam. Ihr Können als Zeichner ermöglichte ihnen, im KZ von der schweren und oft tödlichen Arbeit im Granitsteinbruch freigestellt zu werden und so zu überleben. Nach 1945 wurde ihre Kunst zum Ort, um die Erinnerung an die traumatisierenden Erfahrungen zu bearbeiten und als visuelle Anklage des kaltherzigen Sadismus ihrer Peiniger an die Nachkommen zur Mahnung weiterzugeben.

 

Der Nürnberger schwul-lesbische Emanzipationsverein Fliederlich e.V. zeigt in Kooperation mit der Kulturkirche St. Egidien eine Auswahl an Grafiken über das Leben und Leiden in Flossenbürg: den Zyklus ‚Passion des XX. Jahrhunderts‘ des Lübecker Malers Richard Grune (1903–1983), der u. a. am Bauhaus ausgebildet wurde, und Illustrationen zum Erfahrungsbericht „Zebra“ des Wiener Grafikers Hugo Walleitner (1909–1982).

Während Grunes Lithografien in einem expressiven Realismus die Schreckensbilder eher in zeitlose Ikonen des Leidens verdichtet, bleibt Walleitner mit seinen oft fast karikaturhaften Zeichnungen dokumentarisch nah am konkreten Geschehen.

 

Kuratiert hat die Ausstellung Dr. Hans Simon-Pelanda, der im Rahmen seiner Zeitzeugenarbeit mit KZ-Gefangenen auch das Schicksal der Flossenbürger Künstler dokumentiert hat. Er wird zur Vernissage am Freitag 31. Januar um 19 Uhr eine Einführung in die Ausstellung geben. Daran schließt um 20 Uhr ein Benefizkonzert an, das Spenden zur Errichtung einer Gedenkstele für die schwulen Opfer im KZ Flossenbürg sammelt. Organist Marcel Rhode und das Ensemble Einklang präsentieren u. a. die Mauthausen-Kantate von Mikis Theodorakis, Musik aus dem KZ Theresienstadt und eine Eigenkomposition von Marcel Rhode, ergänzt durch Lesungen aus dem Buch „Die Männer mit dem Rosa Winkel“. Der Egidier Kulturgottesdienst am Samstag, 1.2. um 18 Uhr widmet sich der Frage nach dem ‚Überleben und den Opfern der Geschichte‘.

 

Info

Feitag, 31. Januar

19 Uhr Vernissage
20 Uhr Benefizkonzert mit Lesung,
Marcel Rohde-Orgel, Ensemble Einklang

Samstag, 1. Februar
18 Uhr Kulturgottesdienst

1.–23. Februar
Ausstellung in St. Egidien

Öffnungszeiten: täglich 11–16 Uhr
Eintritt frei, Spende für die Gedenkstele
in Flossenbürg erbeten

Text: Thomas Zeitler
Artikelfoto: Grafiken von Richard Grune und Hugo Walleitner