Gottesdienst
Sebalder Passionen – Beitrag und Termine
Sebalder Passionen 2018

Barmherzigkeit – Gott ist größer als unser Herz
Die christliche Tradition kennt sieben sogenannte Werke der Barmherzigkeit (Matthäusevangelium, Kap. 25):

* Hungrige speisen
* Durstige tränken
* Fremde beherbergen
* Nackte kleiden
* Kranke pflegen
* Gefangene besuchen
* Tote bestatten

Was ist der Grund dieser „Werke der Barmherzigkeit“?

Jesus sagt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukasevangelium 6,36).

Im 1. Brief des Johannes heißt es pointiert: „Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm? Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ (1 Joh 3,17f.).

Sich erbarmen – das ist auch in Jesu großem Gleichnis vom Weltgericht das alles Entscheidende. Hier geht es um Tun oder Nichttun der Barmherzigkeit – um Heil oder Unheil. Sechs Werke werden eigens von Jesus genannt:

„Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“ (Matthäusevangelium 25,35-36)

Die Tradition hat bald als siebtes Werk der leiblichen Barmherzigkeit hinzugefügt: „Tote begraben“.

Jesus schließt seine Rede mit: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäusevangelium 25,40). Die Barmherzigkeit, aus der heraus wir anderen helfen oder uns für sie einsetzen, ist ihrem Wesen nach „selbstlos“. Sie ist, wie die mystische Tradition der Kirche sagt, das „bonum diffusivum sui“, das sich verströmende Gute.

„Gott ist die Liebe“, sagt Johannes (1. Johannesbrief 4,16), und diese Liebe liebt nicht, um sich selber zu verwirklichen, sondern um sich mitzuteilen, zu „verströmen“.

Alle Werke der Barmherzigkeit haben eine gesellschaftliche, politische, öffentliche Dimension. So sind Gesetze, Institutionen und Organisationen als Verkörperung von Barmherzigkeit entstanden: Spitäler, Caritas und Diakonie, Sozialeinrichtungen und soziale Netze.

Ohne diese „organisierte Barmherzigkeit“ ginge es nicht. Aber es wird dennoch immer der konkreten Barmherzigkeit bedürfen. Es wird nie genügen, die „Werke der Barmherzigkeit“ auf die Institutionen „abzuwälzen“. Barmherzigkeit hat heute kaum Konjunktur. Das Schlüsselwort des gesellschaftlichen Grundgefühls lautet: Gerechtigkeit im Sinne von „Ich muss mir meine Rechte einfordern!“ – „Das steht mir zu!“

Unsere Barmherzigkeit muss daher größer sein als eine so verstandene weltliche Gerechtigkeit. Ohne Zweifel bleiben die „Sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit“ zeitlos in Geltung. Wie gelebte Barmherzigkeit heute aussehen kann, wird Thema an den Sonntagen der Sebalder Passionen sein.

Text: Jonas Schiller

 

 

 

18. Februar – Invokavit
Diakonie als „organisierte Barmherzigkeit“ Pfr. Matthias Ewelt (Vorstand Stadtmission Nürnberg) & Pfarrer Dr. Eckehard Wohlleben
25. Februar – Reminiscere
Barmherzigkeit in der Medizin
„Kranke pflegen“
Dr. med. Anneliese Schmidt & Pfarrerin Annette Lichtenfeld

4. März – Okuli
Gefangenenseelsorge
„Gefangene besuchen“
Pfarrerin Gerhild Zeitner (Gefängnisseelsorge JVA Nürnberg) & Pfarrer Jonas Schiller

11. März – Laetare
Hospizarbeit
„begleiten, helfen, da sein“
Hospiz-Mitarbeiter & Pfarrer Christian Düfel

18. März – Judika
Flüchtlingsarbeit
„Fremde beherbergen“
Diakonin Verena Schaarschmidt (Ehrenamtskoordination für Flüchtlingsarbeit im Dekanat Nürnberg) und Pfarrerin Annette Lichtenfeld

25. März – Palmarum
Bestattung
„Tote begraben“
Olaf Stier (Trauerhilfe Stier) & Pfarrer Jonas Schiller