Interview
Simone Hahn im Gespräch
Simone Hahn im Gespräch

Nicole Kobjoll: Liebe Frau Hahn, als ich vor etwa 10 Jahren meinen Sohn taufen lassen wollte und bei Pfarrer Weidinger angefragt hatte, bekam ich die Info, dass Herr Weidinger jetzt im Ruhestand sei und eine junge neue Pfarrerin in St. Jakob angefangen hätte. Ich muss sagen, ich war sofort begeistert und habe mich gefreut! Ich kann mir aber vorstellen, dass es nicht mit jedem so
einfach war. Was waren Ihre ersten Erfahrungen im direkten Vergleich zu stehen, mit Pfarrer Weidinger – der so viele Jahre St. Jakob geprägt hat?

Simone Hahn: Die ersten Erfahrungen waren echt vielschichtig. Ich schätze Herrn Weidinger und die Art wie er predigt unglaublich. Ich habe auch die Menschen verstanden, die mir erklärt haben, dass Herr Weidinger seit Jahrzehnten die jeweilige Familie begleitet hat und sie sich deswegen einfach von ihm eine Begleitung wünschten. Nur wie, dachte ich, soll ich da jemals Fuß fassen können. Damals empfand ich die Sache als ziemlich aussichtslos. Ich wollte weg und zwar so schnell wie möglich. Aber das ging nicht und das war gut so. Denn dann habe ich unglaublich viele Chancen bekommen, zu predigen, zu begleiten und zu gestalten. Herr Weidinger und ich wurden nicht zu Konkurrenten, sondern wir waren Verbündete.

Sie haben sich wirklich sehr schnell eingelebt! Was war Ihr schönstes Erlebnis in den Jahren in St. Jakob?

Och, es hat schon drei Jahre gedauert. Ein schönstes Erlebnis gibt es nicht, sondern ein Grundempfinden, das mit den Jahren immer stärker wurde. Die Jakober sind ein frecher, fitter und ungewöhnlicher Haufen.

Wir halten zusammen, wir verzeihen uns Fehler, wir probieren aus und wir können auch Kritik vertragen. Das geht mal ganz leise und auch mal ganz laut. Dazwischen immer die Suche nach dem Heiligen Geist und danach, wie man von dem eigenen Glaubensglücksgefühl anderen etwas abgeben kann. Das zu erleben, ist wahnsinnig schön. Und was war Ihr emotionalstes Erlebnis?

Mein emotionalstes Erlebnis als Kirchenvorsteherin war, als ich an einem Weihnachtsfeiertag in der Kirche die Weihnachtsgeschichte lesen sollte. Ich war zusammen eingeteilt mit einer Kollegin aus dem Kirchenvorstand, Roswitha Klaus. Sie fragte mich, ob sie lesen darf – es wäre wohl das letzte Mal, dass sie die Möglichkeit dazu haben würde, weil sie sehr krank sei. Natürlich habe ich zugestimmt und dann habe ich mit Tränen in den Augen die schönste Stimme der Weihnachtsgeschichte in meinem Leben gehört.

Einige Monate später standen wir alle an ihrem Grab. Ich werde sie nie vergessen!

Was bedeutet für Sie der Abschied von St. Jakob?

Entweder weine ich oder ich bin dankbar. Dazwischen erlebe ich gerade nichts. Es ist unglaublich emotional. Ich spüre, was das Wort „vorbei“ bedeutet und gleichzeitig bin ich so froh und dankbar, dass ich zwölf Jahre da sein durfte. Deshalb wünsche ich mir für meinen Abschied am 6. Januar 2020 um 16 Uhr zweierlei: 1. Tanzen Sie mit mir. Ich würde so gerne ein fröhliches Fest der Dankbarkeit feiern.

2. Ich bringe eine kleine Kiste mit. Bitte schreiben Sie mir auf, was wir gemeinsam erlebt haben, und was sie nicht vergessen wollen.

Diese Zettelchen und Karten sind mein Schatz, wenn es trüb wird, wenn der neue Job nicht so glänzt, wenn ich Selbstzweifel habe oder Kummer. Das wäre schön, wenn Sie was in meine Schatzkiste legen würden.

Ich muss Ihnen gratulieren! ZDF-Gottesdienste, welch ein unglaublich toller neuer Job! Welche Ideen aus den Gottesdiensten von St. Jakob werden Sie übernehmen? Haben Sie sich schon Gedanken gemacht?

Natürlich, aber es wird nichts verraten. Schalten Sie einfach ab und zu mal ein und lassen Sie sich überraschen.

Liebe Frau Hahn, vielen Dank für das Interview. Wir vom Kirchenvorstand wünschen Ihnen von ganzem Herzen alles Gute auf Ihrem Weg beim Fernsehen, wunderbare Ideen, traumhafte Kontakte und unvergessliche Gottesdienste! Und wenn Sie einmal ein paar neue Ideen brauchen, dann kommen Sie einfach bei uns vorbei. „Nur Mut“ für Ihr neues Projekt – und Gottes Segen für alles, was Sie tun. Danke Ihnen für all die Jahre der wunderbaren Zusammenarbeit und für die Freundschaft.

Herzliche Einladung zum Gottesdienst am 6. Januar um 16 Uhr mit Verabschiedung von Pfarrerin Simone Hahn.

Gespräch: Nicole Kobjoll
Artikelfoto: privat