Gesellschaft
Die Elisabeth-Krauß’sche Stipendienstiftung
Spuren aus der frühen Neuzeit

Die Elisabeth-Krauß’sche Stipendienstiftung

Wie eine Kaufmannswitwe aus dem 16. Jahrhundert heute Studierende fördert


Vor 450 Jahren wurde Elisabeth Streit in Bronnamberg geboren. Als vermögende Kaufmannswitwe Elisabeth Krauß starb sie 1639 in Nürnberg. Mehr als 1.500 Personen nahmen teil am Leichenzug zum Rochusfriedhof, wo sich bis heute das Grab der Familie Krauß mit einem kunstvollen Epitaph befindet. Elisabeth Krauß hinterließ ein gewichtiges Testament. Darin rief sie eine Stiftung für Studierende ins Leben. Diese galt als eine der größten und angesehensten Stiftungen einer evangelischen Privatperson in Deutschland. Die Studierenden, die den stattlichen Betrag von 50 bis 100 Gulden jährlich erhielten, sollten „mit guten Ingeniis begabet“ sein und „zu studieren allen Fleiß anwenden“. Sehr viele von ihnen waren später erfolgreich tätig in Kirche, Verwaltung und Bildungswesen. Über Jahrhunderte hatte diese Stiftung so maßgeblichen Einfluss auf das kirchliche und kulturelle Leben der Reichsstadt.

Auch heute, vier Jahrhunderte später, müssen Studierende ihren Lebensunterhalt finanzieren. Seit genau 25 Jahren kann die Elisabeth Krauß’sche Stipendienstiftung als kirchliche Stiftung wieder evangelisch-lutherische Studierende finanziell unterstützen. Rund 80 Stipendiaten kamen seitdem in den Genuss einer solchen Förderung und Anerkennung. Sie alle zeichnen sich sowohl durch herausragende Studienleistungen als auch durch soziales und christliches Engagement aus.

Die Stiftung ist an der Gemeinde von St. Sebald angesiedelt. Heute verfügt die Elisabeth Krauß’sche Stipendienstiftung nur noch über einen Bruchteil des Vermögens, das sie bei der Gründung besaß. Eine Vermehrung oder ein Ausgleich der Verluste wäre zu wünschen. Neben der Übernahme durch eine königlich-bayerische Stiftungsadministration
1806, bei der die Stiftung ihre wertvollen Immobilien in Nürnberg verlor, führten die beiden Weltkriege mit der anschließenden Inflation und Währungsreform zu drastischen Kapitalverlusten.

Dank der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern konnte die Stiftung wieder belebt werden und erfüllt seit 25 Jahren wieder ihren ursprünglichen Zweck, qualifizierte Studierende aller Fakultäten zu fördern.

INFO:
Stiftungsfest am 28. Juni:
25 Jahre Wiedergründung
450. Geburtstag der Elisabeth Krauß
16 Uhr Gottesdienst in der Sebalduskirche

17.30 Uhr Grußworte:
Grußworte von Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern und Dr. Martina Bauernfeind (Kulturreferat der Stadt Nürnberg) im Sebalder Gemeindesaal (eckstein 1.01)

18 Uhr Festvortrag:
Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff
(Neuendettelsau): Evangelische Stiftungen – Früchte des Glaubens

19 Uhr Empfang

Text: Bernhard Ebneth, Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Artikelfoto: Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg