Musik
Kirchenmusik 2020
St. Sebald lädt ein

Jetzt liegt das Jahresprogramm 2020 vor und bietet eine Fülle musikalischer Veranstaltungen in Nürnbergs ältester Pfarrkirche, deren jahrhundertealte Tradition der Kirchenmusik stets den Anspruch stellt, das „Soli Deo Gloria“ in vielfältiger Weise zum Klingen zu bringen.

Zu diesem Anspruch zählt auch der Auftrag, Menschen unterschiedlichster Herkunft, verschiedenster Erwartungshaltungen gegenüber der Kirche, weit über die eigenen Gemeindegrenzen hinweg anzusprechen und dabei Angebote zu entwickeln, die sich ebenso am Ablauf des Kirchenjahres ausrichten, wie an den aktuellen Themen unserer Zeit. Ein besonderer Gedenkanlass in diesem Jahr ist der Rückblick auf das Geschenk von 75 Jahren Frieden in Europa. In Gottesdiensten und Konzerten klingt dieses Thema an, im Vertrauen auf die friedensstiftende Wirkung der Musik in der Kirche.

Mit Johannes Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“ steht eines der bedeutendsten Chorwerke auf dem Programm des traditionellen Karfreitagskonzerts zur Sterbestunde Jesu mit zwei jungen Gesangssolisten, die bereits im Vorjahr ihre musikalische Visitenkarte in St. Sebald abgegeben haben. Gerade an diesem Werk wird deutlich, wie sehr der Komponist um dessen gültige Endgestalt gerungen hat und wie sehr sich Brahms´ gründliche Kenntnis der Heiligen Schrift in der von ihm selbst vorgenommenen Textauswahl bekundet.

Auch in diesem Jahr wird das Sebalder Pfingstkonzert vom Nürnberger Bach-Orchester gestaltet mit Werken der Wiener Klassik, die mit Franz Schuberts früher B-Dur Symphonie bereits den Klangzauber der Frühromantik ahnen lässt.

In unseren Sommerkonzerten sind prominente europäische Organisten zu Gast an der Sebalder Orgel, präsentieren ideenreiche Programme und überbringen musikalische Grüße aus ihren Heimatländern. Aus Anlass des 150. Geburtstags von Louis Vierne, dem großen Orgelmeister von Notre Dame, wird uns seine so farbenreich-bildhafte Kathedralmusik in diesem Jahr besonders begleiten. Zum mittlerweile zehnten Mal wird während der sommerlichen Urlaubszeit Colin Smith aus Oslo den Organistendienst an unserer Kirche übernehmen – ein Wahlfranke mit englischen Wurzeln aus Norwegen.

Bereits an dieser Stelle sei auf das Chorkonzert am Volkstrauertag mit zwei Sebalder Premieren hingewiesen: der wohl bedeutendsten, von Robert Schumann hochgerühmten Psalmkantate „Wie der Hirsch schreit“ von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Ludwig Amadeus Mozarts „Davide penitente“, einer nur selten zu hörenden Umarbeitung seiner unvollendet gebliebenen c-moll-Messe, die in Zusammenarbeit mit Mozarts berühmtem Librettisten Lorenzo da Ponte entstand.

Ebenfalls im Herbst startet unser auf drei Jahre angelegter Bach-Zyklus mit seinem gesamten Orgelwerk, zu dem im Sommer ein Sonderprospekt erscheinen wird. Zu meiner großen Freude können wir dieses Großprojekt in Zusammenarbeit mit dem Studio Franken des Bayerischen Rundfunks durchführen.

Das erste dieser Konzerte findet im Rahmen des Sebalder Bach-Wochenendes statt, das mittlerweile zum dritten Mal veranstaltet wird und zu einem festen Bestandteil der Sebalder Kirchenmusik geworden ist.


Text:
Bernhard Buttmann
Artikelfoto: Archiv St. Sebald