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Die Citykirche zum Thema Träume kommt freundlich-positiv daher. Was wünsch‘ ich mir, wovon träume ich, was hoffe ich?
Träume sind was Feines

Es ist gar nicht so leicht mit den Träumen. Bis heute gibt es geistliche Traditionen, die dazu raten, sich morgens als Erstes von seinen nächtlichen Träumen zu trennen. Und das steht durchaus in der Tradition der frühen Kirche, die erlebt hatte, dass Träume unkontrollierbar sind und die ein wenig ängstlich auf diese geistliche Dimension des Lebens reagierte. Schließlich sind im Neuen Testament Träume überraschend weniger prominent als im Alten, und die heidnischen Traumdeuter haben die Skepsis gegenüber dem Phänomen des Träumens sicher noch verstärkt. 

Dabei gibt es wunderbare Traumgeschichten in der Bibel – an ein paar von ihnen will ich gleich noch erinnern – und Gott redet und lenkt durch so manchen Traum ganz direkt. Man kann also nicht sagen, dass Träume für die Glaubenden unerheblich wären – im Gegenteil.

Und Gott sprach zu ihm im Traum

Wenn eine biblische Gestalt von Träumen berichtete, dann konnte man davon ausgehen, dass diese ernst genommen wurden. Wenn der Prophet Joel verheißt, dass der Geist Gottes Träume schenken wird, dann ist das eine positive Sache. Klar, vielleicht warnt Gott durch manchen Traum, vielleicht bewirkt ein Traum eine unerfreuliche Wende, aber das Entscheidende war: alle gingen davon aus, Gott nutzt den Traum.

Gott schenkt Visionen von der Zukunft, er warnt, er lenkt und er tröstet durch Träume. Gar nicht so selten ist ein Traum eine Botschaft Gottes. „Und Gott sprach zu ihm im Traum …“, so taucht das in den biblischen Büchern immer wieder auf. Manchmal spricht Gott glasklar und oft auch seltsam auslegungsbedürftig. Aber auch, wenn der Traum unverständlich ist, war klar, was zu tun ist: Der Traum musste gedeutet werden. Also bete ich entweder zu Gott direkt, dass er mir das Geträumte bitte erklären solle, oder ich suche mir einen Propheten/eine Prophetin oder spreche mit anderen aus meiner Gemeinschaft, dass sie mir helfen, zu verstehen.

Was bedeutet das, wenn sieben fette Kühe aus dem Nil steigen und dann sieben magere? Und dann fressen die mageren die fetten auch noch auf … Und dann wiederholt der Traum das Thema mit Ähren …? Für Pharao war klar, das musste etwas zu bedeuten haben. Aber seine eigenen Traumdeuter überzeugten ihn nicht und gaben auf. 

Da musste Josef helfen, dieser fromme Jude, und als dann dessen Deutung den Pharao überzeugte, wurde der Traum zum Karrierekick des Deuters und zum Fundament vernünftigen Regierungshandelns. Gott hat durch seinen Traum und seine autorisierte Deutung Ägypten und dadurch später auch Israel gerettet. Tolle Sache. 

Die Himmelsleiter

Ganz direkt erscheint einem späteren Josef ein Engel im Traum. Mehrmals. Zunächst überzeugt er ihn, seine Verlobte nicht zu verlassen, weil diese ihm nicht untreu gewesen sei, sondern vom Heiligen Geist schwanger. Und später empfiehlt ein Engel dann die Flucht nach Ägypten. Und was, wenn die Weisen aus dem Morgenland nicht auf ihren Traum-Engel gehört und Herodes auf dem Rückweg die Identität des kleinen Jesus preisgegeben hätten? Vor zweitausend Jahren also waren Träume keine Schäume, sondern lebenswichtig und mit Konsequenzen für Gottes Plan mit der Welt.

Einer meiner liebsten Träume ist sicher der von der Himmelsleiter: Abends noch wähnte sich Jakob ziemlich allein in der Einöde, aber nach dem Traum ist er am nächsten Morgen voller Ehrfurcht und Freude und erkennt, dass er nicht allein gewesen ist. Eine Leiter direkt vom Himmel führt zu seiner Schlafstatt, Engel klettern auf und ab und Gott verspricht Jakob viele Nachkommen und liebevolle Treue. Durch seinen Traum erkennt Jakob, dass das, was karg und trist erschien, in Wahrheit Zentrum und Fokus der heißen Liebe Gottes ist.

Es gäbe in der Bibel noch mehr zu entdecken. Gott verhandelt und diskutiert im Traum, lässt

kryptisch träumen oder klare Anweisung erhalten. 

In Tagträumen von einer besseren Welt nutzt der Geist Gottes Visionen dazu, um neue Energie zu spenden. Und Träume können durchaus Hoffnung stärken und unseren Blick auf das gute Ende hin ausrichten. 

Auch ohne theologischen Deutungsrahmen sind Träume letztlich etwas Gutes. Durch das Träumen sortiert sich das Gehirn, reinigt und klärt sich. Seine Träume in ein Traumtagebuch zu schreiben kann helfen, über das Leben nachzudenken und Geheimnisse der eigenen Seele zu entschlüsseln. Dass auf diesem Gebiet auch viel Unfug zu finden ist, ändert nichts daran: Träume sind etwas Gutes und haben sogar das Potenzial, mein geistliches Leben zu bereichern. Zu Risiken und Nebenwirkungen sprechen Sie mit Ihrer Gemeinde.

Text: Jan Martin Depner
Artikelfotos: iStockphoto.com