Gesellschaft
Träume steuern?
Träume steuern?

Kann man doch! Zumindest ist es mit viel Übung möglich, die eigenen Träume zu beeinflussen oder gar zu steuern. „Luzides Träumen“ nennen Forscher dieses Phänomen. Zwar gibt es laut Dr. Brigitte Holzinger vom Wiener Institut für Bewusstseins- und Traumforschung keine komplett klare, einheitliche Definition des Begriffs. Ihr zufolge fällt jedoch unter luzides Träumen erstens, dass man im Traum erkennt, dass man träumt, und zweitens, dass man seine Träume beeinflussen kann.

Derartige Klarträume können überaus praktisch sein: Wie Traumforscher Tadas Stumbrys in einer Fachzeitschrift schreibt, können Geübte im Schlaf Bewegungsabläufe wiederholen und somit zum Beispiel besser Snowboard fahren. Auch sei es möglich, durch luzides Träumen Albträume zu bewältigen oder kreative Lösungen für Probleme zu finden (Stumbrys 2011: Lucid dreaming: discontinuity or continuity in consciousness?).

Kann man das luzide Träumen denn lernen? „Freilich!“, sagt Holzinger. Dabei solle man sich jedoch nicht auf den Gedanken versteifen, unbedingt das Geschehen im Traum kontrollieren zu wollen. „Allein der Gedanke, den Traum zu steuern, ist erst einmal kontraproduktiv. Da erwarten Sie zu viel von sich.“

Generell gehe es darum, die Aufmerksamkeit aus dem wachen Zustand in den Schlaf zu übertragen. Man müsse sich für den Gedanken öffnen, dass man sich bewusst werden kann, dass man träumt: „Es geht ums Umdenken“, beschreibt es Holzinger. Ein erster Schritt hin zum luziden Träumen könne sein, dass man sich mit dem Thema beschäftigt und am besten vor dem Einschlafen darüber liest, zum Beispiel in Erfahrungsberichten von anderen.

Dies ist nur einer der vielen Wege hin zum Klartraum. In der Forschung gibt es viele Ansätze dazu, wie luzide Träume ausgelöst werden können. Ein Patentrezept hat bislang jedoch noch keiner entwickelt. Das zumindest legt eine Studie von Stumbrys und weiteren Wissenschaftlern nahe, die verschiedene Methoden untersucht haben (Stumbrys et al. 2012: Induction of lucid dreams: a systematic review of evidence). Trotzdem verweist Stumbrys in dem anfangs bereits erwähnten Artikel aus dem Jahr 2011 auf Zusammenhänge zwischen Meditation und Klarträumen: So würden Menschen, die meditieren, häufiger luzide träumen, und je mehr sie meditieren, desto häufiger hätten sie Klarträume.

Welchen Weg auch immer man ausprobiert – mit etwas Übung klappt es ja vielleicht mit dem Fliegen.

 

Text: Hannah Friedrich

Foto: istockphoto
INFO

Dr. Brigitte Holzinger bietet 2019 zwei Workshops zum Thema luzides Träumen an. Weitere Informationen gibt es unter: traum.ac.at/events. Ihr aktuelles Buch „Schlafstörungen. Psychologische Beratung und Schlafcoaching“ ist beim Springer Verlag erhältlich.