Innenstadt
Wie Juden Pessach feiern
Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte?

Pessach ist eines der beliebtesten Feste unter Jüdinnen und Juden. Die Kinder spielen eine wichtige Rolle, es gibt besonderes Essen, Familien und Freunde kommen zusammen. Und im Mittelpunkt steht die biblische Erzählung von der Befreiung der Israeliten aus Ägypten. Die Geschichte vom Auszug, alle Bräuche und Lieder zur Feier sind in der sogenannten Pessach-Haggada gesammelt. So führt sie durch die Feier am Vorabend des ersten Feiertags, durch den „Seder-Abend“. Die Kinder haben dabei unter anderem die wichtige Aufgabe, die entscheidenden Fragen nach dem Sinn des Festes für damals und heute zu stellen.

Pessach feiert die Freiheit. Das bezieht sich zuerst auf die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten als Geburtsstunde des jüdischen Volkes. Dann aber feiert Pessach den Frühling, und damit auch die Befreiung der Natur aus den Fesseln des Winters. Es bleibt aber nicht bei der Erinnerung an irgendetwas, das einmal vor langer Zeit passiert ist. Das ist das Wichtigste: Pessach ruft ins Bewusstein, wie nötig es ist, immer wieder neu anzufangen und das hinter sich zu lassen, was einen unfrei hält. Besondere Speisen machen das zu einer sinnlichen Erfahrung: Bittere Kräuter (Maror) erinnern an die schweren Erfahrungen der Israeliten unter der Knute des ägyptischen Pharaos. Sie erinnern damit aber genauso an die Zwänge des heutigen Alltags, an Diskriminierungserfahrungen in nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaften oder die freiwillige Unterwerfung der Einzelnen an den Konsum. Süßliche Kräuter (Karpass) stehen für den Frühling und das Wachstum in der Natur und die Lebenskraft.

Jüdinnen und Juden feiern an Pessach auch die Möglichkeit, immer wieder neu anzufangen, weil Gott damals einen Ausweg ermöglicht hat und den Weg bis heute offen hält. Dafür steht neben den süßlichen Kräutern auch der Frühjahrsputz vor dem Fest. Die gründliche Reinigung des Hauses und die Beseitigung des „alten Sauerteigs“ sind das Sinnbild für die innere Abkehr von dem, was das Leben „vermüllt“. Traditionell zählt dazu auch noch, alle Speisen zu entfernen, in denen Getreideprodukte enthalten sind. Man sperrt sie weg, verschenkt sie oder verkauft sie symbolisch. Während der Pessachwoche sind dann nur Lebensmittel aus ungesäuertem Mehl erlaubt. Aus diesem sogenannten Mazzenmehl lassen sich dann zum Beispiel Brote, Nudeln, Knödel oder auch Kuchen für Pessach herstellen.

Info
Pessach wird in diesem Jahr vom 20. bis 27. April gefeiert und fällt auf das Datum des evangelischen und römisch-katholischen Osterfestes.

 

Text: Axel Töllner
Bild: iStockphoto.com