Innenstadt
Nürnberger Bahnhofsmission
Wir sind die Lotsen

Ein Nachmittag im Frühling: Vor der Tür der Nürnberger Bahnhofsmission stehen eine Frau mit Rucksack und ein junges Mädchen. Beide haben einen ukrainischen Pass, sprechen nur ein paar Brocken Englisch. Sie wissen nicht weiter und suchen einen Platz zum Übernachten.

Margit Müller arbeitet ein paar Stunden in der Woche ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission. Sie bringt der Mutter und ihrer Tochter erstmal einen Tee und eine Kleinigkeit zum Essen. Dann hängt sie sich ans Telefon.

„Wir sind die Lotsen“, erklärt Anita Dorsch. „Zum Glück sprechen einige unserer Ehrenamtlichen auch Russisch.“ Dorsch leitet die Bahnhofsmission und hält das Team aus rund 40 Ehrenamtlichen zusammen. Das Zwischengeschoss des Nürnberger Hauptbahnhofs ist schon während der Pandemie zur Anlaufstelle für Menschen in Not geworden. Dorsch spricht von einer „Welle der Bedürftigen“. Es waren jene Monate, in denen viele Hilfseinrichtungen wegen Corona schließen mussten. „Das waren keine Obdachlosen“, betont Dorsch, „sondern Menschen, denen das Geld für die Grundbedarfe ausging. Ganz besonders Frauen.“

Eröffnung der Diakonie-Herbstsammlung

Die erste Bahnhofsmission in Deutschland ist 1894 in Berlin eröffnet worden. Seit 1899 gibt es diesen Dienst für Reisende in Nürnberg – also seit über 120 Jahren. Es geht seither um die Betreuung von Menschen, die akut Hilfe brauchen: Beim Umsteigen in einen anderen Zug oder auch in einer persönlichen Notlage. Die evangelische Stadtmission und der katholische Verein IN VIA arbeiten dabei ökumenisch zusammen.

Mit dem Gottesdienst am Sonntag, 9. Oktober, um 10 Uhr in St. Sebald wird das Diakonische Werk Bayern die landesweite Herbstsammlung eröffnen und dabei besonders die Tätigkeit der Bahnhofsmissionen hervorheben. Im Spendenaufruf der Diakonie heißt es: „Die Arbeit der Ehrenamtlichen, ihre Begleitung und die Ausstattung der Bahnhofsmissionen bedürfen einer anerkennenden Hilfe.“

Für die ukrainische Mutter und ihre Tochter geht es unterdessen weiter nach Zirndorf ins „Anker-Zentrum“ des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Die Ehrenamtliche Margit Müller begleitet beide zur richtigen Busstation und ruft ihnen dann noch zu: „Farewell.“

Text: Paul Schremser auf der Basis von Informationen der Stadtmission Nürnberg
Foto: Stadtmission Nürnberg / Christian Lueck

Info

Gottesdienst zur Eröffnung der Diakonie-
Herbstsammlung in St. Sebald am Sonntag, den 9. Oktober, um 10 Uhr:
Bahnhofsmission, hier bin ich willkommen