Kultur
Der Lorenzer Laden besteht am 11.1.2016 seit 35 Jahren!
Da sind wir also immer noch!


Montag, 11. Januar LoLa




Wer hätte das damals gedacht, im Januar 1981, als eine junge bunte Truppe von Schüler_innen und Student_innen die leerstehenden Räume der Wüstenrot-Filiale am Lorenzer Platz 8 in Besitz nahm, um eine offene Arbeit ‚zur Unterstützung der volksmissionarischen Dienste von St. Lorenz‘ anzufangen, dass es den LoLa nach 35 Jahren noch geben würde!

Wer hätte das gedacht, …

…dass aus dem Experiment auf unbestimmte Zeit eine feste Institution in der Nürnberger Innenstadt werden würde, ein kirchliches Innovationsprojekt das Seinesgleichen sucht.

…dass sich aus den Glaubensexperimentieren eine Experimentier-Gemeinde in der Tradition der lateinamerikanischen Basisgemeinden entwickeln würde.

…dass die Bananenkiste mit dem Nicaragua-Solidaritätskaffe die Keimzelle zu einem üppig sortierten Weltladen darstellte, der heute eine breite Palette an Lebensmitteln und Kunsthandwerk feil bietet.

…dass aus der offenen Caféschicht ein wichtiger Anlaufpunkt in der City für viele verschiedene Gäste werden würde – für die mit viel Zeit und wenig Geld und für alle, die mal anderen Menschen begegnen wollen als immer nur Ihresgleichen.

…dass dem LoLa ein kostbares Kinder-Projekt in Bolivien als Aufgabe und Partnerschaft zuwachsen würde.

…dass einmal unzählige Ehrenamtliche, vier evangelische Pfarrer, drei evangelische Pfarrerinnen und ein katholischer Pastoralreferent, dutzende Diakonische Helfer_innen bzw. FSJler und eine Sozialpädagogin stolz auf ihre Tätigkeit im LoLa zurückschauen können.

…und dass der Begriff ‚Lolaner‘ für eine ganz bestimmte Haltung steht, nämlich engagiert, spirituell und solidarisch zu leben.

Was an diesem Geburtstag das Erstaunlichste ist:

Der Lorenzer Laden lebt auch ohne ‚Laden‘ weiter, ohne die Räume am Lorenzer Platz, die 34 Jahre und fünf Monte sein angestammtes Domizil waren. Durch den Umbau-bedingten Auszug hat sich erwiesen, dass der LoLa als eine Gemeinschaft funktioniert, die auch an anderen Orten ihre engagierte Arbeit machen kann. Sei es in einem anderen Ladengeschäft, in evangelischen Kirchenräumen der Südstadt oder in einem katholischen Pfarrsaal am Jakobsplatz.

Bei allem Wandel an Personen und Orten muss es da etwas geben, das immer weiter Menschen anzieht und das in einer Stadt wie Nürnberg gebraucht wird. Als Alternative. Als Stachel. Als Oase. Auch als Nische. Aus der Zeit der ‚räumlichen Zerstreuung‘ wird der LoLa sicher nicht unverwandelt hervorgehen. Schon jetzt ist zu spüren, dass es sich ohne die Patina der 80er und 90er Jahre, die in den alten Räumen steckte, anders lebt, auch wenn wir treu und überzeugt an den Zielen des Konziliaren Prozesses für Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung festhalten. Aber wie heißt es doch: Nur wer sich wandelt, bleibt sich treu! Fragen von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, vor Ort und weltweit, sind dringender und aktueller denn je. Und auch die Überzeugung wächst, dass ein Wandel nicht allein von ‚oben‘ kommen kann, sondern von den betroffenen Menschen selbst in die Hand genommen werden muss. Und dass der Glaube eine Kraft der Hoffnung ist und der Motivation und der Befreiung, das erleben wir in unseren Gottesdiensten, Andachten und Exerzitien immer wieder neu. Deshalb haben wir uns zu unserer Geburtstagsfeier einen Gast eingeladen, einen jüngeren europäischen Befreiungstheologen, Bruno Kern, der uns Anregungen geben kann, wie wir als Basisgruppe und Basisgemeinde an dem großen ökosozialen Wandel, der ansteht und nötig ist, mitwirken können. Sie alle sind herzlich eingeladen, diesen Impuls zu hören und mitzunehmen. Vielleicht als künftige LoLaner_innen? Oder als Unterstützer_innen des Trägervereins?

Natürlich feiern wir auch einen Geburtstags-Gottesdienst an unserem bereits heiß geliebten Gastort in der Südstadt: der Christus-Kirche Nürnberg-Steinbühl. Und der Laden zeigt am Lorenzer Platz mit einem großen Fair-Trade-Aktionstag rund um die Orange: diese Frucht hat – wie der LoLa auch – noch viel Saft und viele Vitamine! (Text: Thomas Zeitler)