Irgendwo habe ich gelesen, dass sich etwas erst schwer anfühlen muss, bevor es leicht werden kann. Dies trifft auch auf dieses Buch zu, wenn Sie es zu lesen beginnen. Nach und nach lüftet sich die Schwere und Zusammenhänge werden klarer. Gleich zu Beginn der plötzliche Tod eines 94-jährigen Adeligen. Gefolgt von familiären Querelen und so mancher Überraschung. Die Protagonistin „Lady Slane“ bahnt sich ihren Weg durch diesen, wie sie es immer wieder beschreibt, letzten Abschnitt ihres Lebens. Ganz bewusst will sie ihn erleben, ihre eigene Vorstellung hat sie davon. Sie trifft das erste Mal eigene Entscheidungen. Bedeutung kommt einem Haus und einem zurückgezogenen, bescheidenen Dasein zu. Die sie einst einengende gesellschaftliche Stellung verliert gleichermaßen an Bedeutung. Sie träumt sich zurück in die Leichtigkeit ihrer Jugend, durchleuchtet ihr Leben, blickt detailreich auf ihre Ehe zurück. Besonders lesenswert sind ihre Begegnungen der besonderen Art, mit manch skurriler, aber liebevoller Type Mensch, anhänglich obendrein. Ein großer Verlust, gepaart mit einem unverhofften Schatz, stellen ihre neu gefundene Leichtigkeit abermals tüchtig auf die Probe.

Dieses Buch ist wertvoll, weil es mit leisen Tönen punktet. Es gibt kleine Dinge zu denken auf, die sich im Leben groß auswirken können. Und es macht Mut, dass es lohnenswert sein kann, sich seinen Weg in die Freiheit zu bahnen. Auch, wenn man sich von Verstrickungen und so mancher Konvention beschwert fühlt. Die subtil geschilderten, neu entdeckten Freiheiten, die Lady Slane für sich entdeckt, lassen es Ihnen leicht ums Herz werden. Nicht zuletzt lässt sich im Titel des Buches etwas von der Leichtigkeit wiederfinden: Das Wort „Leidenschaft“ beinhaltet „Leicht“, hat das Wort lediglich um einige Buchstaben ergänzt.

Text: Diana Schmid, Foto: Verlag Wagenbach