Kirche
Wie Christus euch angenommen hat
Mitten im Trubel

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ lautet die neue Losung für das Jahr 2015. Aber wie geht das? Jeder einzelne dürfe sich darauf verlassen, dass es nicht auf tolle Vorsätze ankommt – denn die Basis von allem ist die Gnade. „Sie erlaubt mir auch einen humorvollen Blick auf mich selbst“, sagt Regionalbischof Stefan Ark Nitsche.

Noch im zurückliegenden Jahr hat er über Gottesnähe und Glück aber auch für eine Gemeinde wie St. Lorenz nachgedacht – aus unmittelbarer Anschauung. Dass sich hier Menschen zu Andacht und Gebet mitten unterm Engelskreuz oder dem Triumphkreuz versammeln – selbst bei touristischem Hochbetrieb – sieht er durchaus als Zeichen.

„Die Kirche lebt mitten in der Welt und sollte sich nicht abschotten. Aber man muss das aushalten, dass nicht mal Seile einen abgegrenzten Bereich markieren“, stellte er bei einem Ortstermin mitten im Advent in St. Lorenz fest. Die Nähe Gottes ist erfahrbar, selbst oder vielleicht gerade mitten im Trubel.

Allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, die selbst an Spitzentagen kühlen Kopf bewahren und St. Lorenz als gastfreundliches Gotteshaus erlebbar machen, zollte er höchste Anerkennung. Eine Portion Stolz auf die herausgehobene Bedeutung sei dabei spürbar und gerechtfertigt – aber aus ihr lässt sich auch neue Energie schöpfen.

Die enge Verquickung und Verzahnung einer kunsthistorischen Sehenswürdigkeit ersten Ranges mit hochkarätigem Musikprogramm und einer klassischen Kirchengemeinde beschreibt Nitsche dabei als besonderes Merkmal von St. Lorenz. „Das gibt es in dieser Form nur sehr selten“, betont er.

„Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine wahnsinnige Chance.“

Das wird auch an kleinen Szenen und vermeintlich unscheinbaren Beobachtungen deutlich. An der Kerzenwand zum Beispiel, vor der viele Menschen innehalten – und die gut gepflegt und betreut sein will. Oder an der Krippe in der Nordturmkapelle. Manche Besucher malen ein Herz in den Sand oder ein anderes Zeichen, andere ganze Zeichenfolgen, die allenfalls erahnen lassen, was die Urheber bewegt. „In dieser Kirche präsent zu sein, ist deshalb eine Form von Gemeindearbeit wie es andernorts Hausbesuche sind“, meint Nitsche.