Themenartikel
Tiefe Faszination
Charlie Altmann und Samuel Bammessel

Eine Lektorin oder ein Lektor: Das ist ein Gemeindemitglied, das nach einer Ausbildung dazu in der Lage ist, im Gottesdienst aus der Heiligen Schrift vorzulesen. Die Citykirche hat zwei junge Menschen gefragt, was sie dazu bewegt und was diese Aufgabe für sie bedeutet.

Ich finde es schön, Menschen Geschichten aus der Bibel zu vermitteln

Ich habe das erste Mal in St. Lorenz gelesen vor ungefähr einem Jahr. Ich finde es schön, Gottes Wort vorzulesen und dadurch Menschen Geschichten aus der Bibel zu vermitteln. Den Einstieg ins Lektoren-Team hab ich über meine Mutter geschafft, die schon seit mehreren Jahren dabei ist. Lernen musste ich dafür zum Glück nicht wirklich was. Ich spiele seit mehreren Jahren Theater, bringe daher Bühnen- und Sprech-
erfahrung mit und habe schon lange Menschen (hauptsächlich meinen Großeltern) aus der Bibel vorgelesen. Trotzdem war ich beim ersten Mal wahnsinnig aufgeregt. Vorbereitung aufs Lesen brauche ich mittlerweile auch nicht mehr viel, am Anfang habe ich mir immer noch Betonungs- und Pausenzeichen in die Texte geschrieben, aber jetzt reicht mir ein ordentliches Format (Sinneinheiten gehen bis zum Zeilenende) und dreimal gut durchlesen. Außerdem das Glaubensbekenntnis zum Mitlesen gedruckt auf die Rückseite, denn vor so vielen Menschen kann man seinen Text schon mal vergessen.

Charlie Altmann

 

Eine tiefe Faszination für die bildgewaltige Sprache biblischer Erzählungen

Im Gottesdienst zu lesen, bedeutet für mich zuallererst einmal, mich intensiv mit dem Lesungstext auseinanderzusetzen. Bereits in meiner Schulzeit beim Windsbacher Knabenchor habe ich eine tiefe Faszination für die bildgewaltige Sprache biblischer Erzählungen entwickelt. Auch heute ist die analytische Betrachtung literarischer Texte fester Bestandteil meines Alltags: Ich studiere Germanistik und Romanistik im dritten Semester. Das erste Mal liturgisch gelesen habe ich bereits vor einigen Jahren, in einem Gottesdienst am Heiligen Abend in St. Lorenz. Unmittelbar ist mir damals jene innere Musikalität der Weihnachtsgeschichte aufgefallen, die ja auch Bach in seinem Weihnachtsoratorium so eindrucksvoll hörbar macht. Durch meine Arbeit mit den „Klangfängern“ (dem Nürnberger Nachwuchschor der Windsbacher) habe ich gelernt, dass die Melodiösität alter Texte erst dann wahrnehmbar werden kann, wenn die sprachlichen Barrieren überwunden sind. Als Lektor versuche ich daher immer, auch Übersetzer zu sein.

Samuel Bammessel

Fotos: privat