Allmächd!
Ehemalige Redakteure melden sich zu Wort
50 x Citykirche

50 x Citykirche

Ist Fotomodel wirklich ein echter Beruf? Auch manche überraschende Frage kann eine Mitarbeit bei der Redaktion der „Citykirche“ beantworten. Am Anfang stand eine Terminkollision, der die Redaktionsssitzung zum Opfer fiel und bei der die restlichen Mitglieder mich zum Coverboy für den Titel der neuen „Citykirche“ auserkoren hatten. Nach diesem unfreiwilligen Casting folgten ein mehrstündiges Fotoshooting und ein Titelbild der Citykirche. Das Schminken und Herrichten war dabei noch die einfachste Übung, die auch Laien mit ein bisschen Faschingserfahrung leicht bewältigen können. Einfach stillhalten, warten und staunen, was die Visagistin mit Tuben und Pülverchen, Klammern und Haarspray so alles anstellen kann.

Schwieriger war das Fotografieren selbst: Mit der Aufnahme für den neuen Personalausweis oder die Bewerbungsmappe hat ein Titelbild für die „Citykirche“ nur wenig gemein: Millimeter für Millimeter war den Kopf auszurichten, weil zwei verschiedene Aufnahmen den Titel bilden sollten. Die beiden Gesichtshälften mussten passen: Ein wenig nach rechts, dann etwas aufrechter und dann weniger neigen. Auch für Mundstellung und Blick erhielt ich genaue Anweisungen. Die Höhe des Stuhls, die Beleuchtung, der Hintergrund folgten wie die jeweils passende Garderobe und Schminke einer geheimnisvollen Ordnung, in die ich mich einzufügen hatte.

Dank Digitalfotografie und Computerprogrammen ließen sich die Ergebnisse ziemlich schnell überprüfen – und gegebenenfalls noch ein Foto machen. Wieviele Versuche es gebraucht hat, weiß ich nicht mehr. Aber an die Spannung und Konzentration, um die Wünsche der Fotografin einigermaßen zu erfüllen, kann ich mich noch gut erinnern.

Mein Fazit: Fotomodel ist ein ernsthafter Beruf, zu dem es mehr braucht als ein freundliches Lächeln. Am merkwürdigsten war allerdings, als mich dann mein verfremdetes, brillenloses Ich von den Citykirchen-Ständern in den Kirchen anstarrte. Auch das muss man wahrscheinlich lernen.

(Text: Axel Töllner, Foto: TM Studios)