Gesellschaft
Der lange Weg zum gemeinsamen Leben im Alter

Sechs Jahre lang haben die sieben Seniorinnen auf den Einzug in ihr Wohnprojekt gewartet. Bereits Ende der Neunziger Jahre hatten die Damen die Idee, dass es doch schön wäre, alleine in einer Wohnung, aber trotzdem in einer Gemeinschaft zu wohnen. Die Idee zum Wohnprojekt OLGA war geboren. OLGA steht für „Oldies leben gemeinsam aktiv“ und ist auch das Konzept, das hinter dem Projekt steht. In einem Haus in der Chemnitzer Straße im Nürnberger Nordosten wohnen die elf Seniorinnen jede in ihrer eigenen Wohnung und doch zusammen: Es gibt eine zwölfte Gemeinschaftswohnung und die anderen sind nie weit weg, wenn eine sich unterhalten möchte. Der Weg dorthin war jedoch nicht immer einfach. Sechs Jahre lang hatte die damalige Gruppe nach geeigneten Wohnungen gesucht, wurde jedoch immer wieder enttäuscht. „In den späten Neunziger Jahren waren Wohnprojekte allenfalls Exoten auf dem Wohnungsmarkt“, erinnert sich Dorothea Hoffmeister vom Wohnprojekt OLGA. Viele der angefragten Unternehmen seien interessiert gewesen, keines von ihnen wollte jedoch das erste sein, das ein solches Experiment wagt. Die „ernüchternden“ Absagen und Rückschläge führten dazu, dass manche Gruppenmitglieder den Mut verloren und austraten. Die anderen suchten jedoch weiter und wurden schließlich auch fündig: In Kooperation mit der Nürnberger Wohnungsbaugesellschaft (wbg) entschieden sich die sieben Seniorinnen für ein Haus in der Chemnitzer Straße. Dieses war damals noch teilweise vermietet, sollte aber renoviert werden. Der erste Plan, aus den bisherigen zwölf kleinen Wohnungen sieben große zu machen, scheiterte. Die Kosten waren zu hoch, Zuschüsse gab es keine. Schließlich entschied sich die OLGA-Gruppe, bei den zwölf Wohnungen zu bleiben, vier neue Mitglieder anzuwerben und eine Wohnung zur gemeinsamen Nutzung zu verwenden. 2003 endlich wurde das Haus renoviert, auch bei der Planung für den Umbau konnten die Seniorinnen mitbestimmen. Im Dezember schließlich kam die Schlüsselübergabe – und fast alle OLGA-Mitglieder zogen sofort ein. Mittlerweile wohnen die meisten seit fast 15 Jahren in den Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen in der Chemnitzer Straße. Jede Wohnung hat einen Balkon, es gibt einen 500 Quadratmeter großen Garten. Das Interesse der Öffentlichkeit am Wohnprojekt sei sehr groß gewesen, sagen die
OLGA-Mitglieder. So groß, dass es mittlerweile eine eigene Homepage gibt, und die Gruppe zusammen mit der wbg Flyer drucken ließ, die bei Präsentationen verteilt werden. Immer wieder reisen die „Oldies“ zu verschiedensten Veranstaltungen, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Und die sind – so sagt die Gruppe – durchweg positiv.

Text: Hannah Friedrich

Fotos: Wohnprojekt OLGA

Die elf Bewohnerinnen des Wohnprojekts OLGA
Das Haus der OLGA-Gruppe