Editorial
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Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.

3. Mose 19,33–34

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass Menschen einander beistehen sollen, ist ein Thema in allen Religionen und Kulturen. Klar, das ist doch selbstverständlich, mögen Sie denken. Aber warum eigentlich? Diese Frage nach dem „Warum“ durchzieht die folgenden Beiträge in dieser neuen Ausgabe der Citykirche, die Sie nun in Händen halten.

Der erste Beitrag öffnet gleich mit dieser Frage und will theologische Antworten finden. Barmherzigkeit ist Teil des menschlichen Charakters und der Glaube motiviert viele, die Ärmel hochzukrempeln und einander zu helfen. Die gleiche Frage aus anderem Blickwinkel versucht dann auch unser zweiter Artikel zu beantworten, der die Behauptung beleuchtet, dass das ganze Universum auf Beziehung hin ausgerichtet sei und jeder Mensch immer wieder damit umgehen müsse, die Balance zu finden zwischen der Verfügbarkeit für andere Menschen und der Notwendigkeit, sich selbst abzugrenzen.

Und nach einigen praktischen Beispielen, wo Engagement möglich ist und was einzelne Personen hierzu motiviert, geht’s am praktischen Beispiel des Egidier Mittagstischs mit der Frage nach dem „Warum“ weiter. 

Hier stellen die aus dem Kriegsgebiet der Ukraine geflohenen Mitmenschen diese Frage ganz direkt an die vielen Helfer*innen. 

Ist die Frage nach diesen ersten paar Magazinseiten dann beantwortet? Das müssen Sie wahrscheinlich selbst entscheiden. Sicher zu sein scheint mir, dass das Gebot Gottes, das hier über diesem Editorial steht, neben der Anweisung, wie mit Geflüchteten umzugehen sei, eine ganz andere und tiefere Dimension enthält: einander zu helfen hilft zuallererst einmal mir selbst und ist ein Geheimnis für ein gutes Leben. Helfen hilft. Mir. 

Dass es gut zur Thematik dieser Ausgabe passt, was an diakonischem Handeln rund um St. Jakob herum geleistet wird, ist offensichtlich. Ehrenamtliches und hauptamtliches Helfen greifen hier ineinander und unser Magazin zeigt einen kleinen Ausschnitt von dem, was da gewachsen ist. Auch der Beitrag über die Stadtmission spiegelt nur einen winzigen Mosaikstein dessen, was unsere Kirche täglich an Hilfe anbietet.

Weniger offensichtlich scheinen dann die Beiträge über kulturelle Themen ins Magazinthema zu passen, aber ich persönlich halte es nicht zu

hoch gegriffen, um zu behaupten, dass Kultur uns zu überleben hilft. Deswegen finde ich die Kunst auf dem Friedhof, die ION, den Landesposaunentag und das Knabenchorfestival hier thematisch gut verortet. 

Wir vom Team der Citykirche wünschen Ihnen jetzt Geist-reiche Pfingsttage. Diese Ausgabe erscheint ja im Umfeld dieser Tage, die ein Wunder in vielen Facetten beschreiben, das niemand so recht fassen kann. Das Wunder auch der Gegenwart Gottes und seine große Einladung, in die Beziehung zu ihm mithineinzukommen und diese dann immer wieder neu zu gestalten. Das ist nicht leicht zu verstehen. Besser, man probiert es aus. Unsere Innenstadtgemeinden sind dafür gute Übungsfelder und hier treffen wir uns vielleicht bald persönlich.  

Bleiben Sie behütet

Ihr/Euer

Pfarrer St. Lornez