Weihnachten
Weihnachtsbild in St. Jakob restauriert
Er leuchtet wieder

Von weither sind sie angereist, die drei Männer in den prächtigen Gewändern mit ihren kostbaren Gaben. Der Stern von Bethlehem hat sie geleitet auf ihrem Weg zu der kleinen Familie.

Es sind die drei Weisen aus dem Morgenland, die gekommen sind, um dem neugeborenen Jesuskind zu huldigen. Maria präsentiert den Knaben auf ihrem Schoß, im Hintergrund eine antike Ruine und Josef, der seinen Kopf nachdenklich aufgestützt hat.

Die Anbetungsszene ist das Hauptmotiv eines Gedächtnisbildes für Leonhard II. Dilherr (1467–1554). Er war Bürgermeister im schwäbischen Giengen, ehe er 1546 nach Nürnberg übersiedelte, wo sein Sohn Magnus die hiesige Linie der Familie begründete. Leonhard II. Dilherr und seine Ehefrau Marta Lebzelter sind am unteren Bildrand zusammen mit drei Söhnen und zwei Töchtern dargestellt. 

Die Familie des Verstorbenen wird gleichsam Teil der Anbetungsszene und lädt uns ein zur persönlichen Andacht. Ihre Namen und Lebensdaten waren einstmals auf dem alten Bilderrahmen vermerkt, der später ausgewechselt wurde.

Gestiftet wurde das Gedächtnisgemälde wohl von einem Enkel des Verstorbenen im ausgehenden 16. Jahrhundert, der künstlerischen Epoche des Manierismus. Typische Stilmerkmale sind die überlängt gezeichneten Figuren und die Rollwerkornamentik im unteren Bildbereich. Der Nürnberger Maler ist namentlich nicht mehr bekannt, und auch wenn er damals nicht zur ersten Garde gehörte, wirken seine urtümlichen Figuren, seine farbenfrohe Malweise und seine Detailfreude doch äußerst charmant.

Ursprünglich hing das Gemälde in der kriegszerstörten Dilherr-Kapelle auf der Nordseite der Jakobskirche. Danach kam es in den neu errichteten Gemeindesaal im Westen und hat in den Folgejahren durch trockene Heizungsluft stark gelitten.

Im August 2022 wurden die Restauratorinnen Carolin Rötter und Sabine Bottler-Pracher aus Würzburg unter Leitung der Restauratorin Anne Steiner aus Wendelstein mit der Ausführung der Maßnahmen betraut. So wurden alle Lockerungen der Malerei und Fassung stabilisiert, Oberflächen gereinigt und instabile Bereiche der Hölzer sowie Metallelemente konserviert. Fehlstellen der Malerei und Fassung wurden gekittet und durch Retuschen in den Bestand integriert. Nach der Abnahme des stark verbräunten Firnis und dem Auftrag eines neuen Überzuges erscheint das Gemälde wesentlich farbenfroher, Konturen der Malerei sind wieder lesbar und zahlreiche Details treten deutlicher hervor.  

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege begleitete die Maßnahme und unterstützte sie durch kunsttechnologische Untersuchungen.

Weitere Forschungsmöglichkeiten bieten die überarbeiteten Wappen der Stifterfamilie, denn unter der Malerei des Dillherr- sowie Lebzelterwappens sind die Konturen einer anderen Gestaltung der Wappen zu erkennen.   

links: Lockerungen und Fehlstellen der Malerei, rechts: Dilherrwappen: unter weißer Schildfläche steigendes Wappentier

Ein Großteil der Restaurierungskosten wurde von der kirchlichen „Dr. Gerhard Guckenberger und Ute Zurmahr-Stiftung“ übernommen, die sich der Erhaltung und Gestaltung von Kunstwerken in fränkischen Gotteshäusern widmet. Seinen neuen Standort soll das Gemälde an der Nordwand der Kirche ganz im Westen finden.

Obwohl der Platz hier knapp bemessen ist, bleibt das Weihnachtsbild doch auf Augenhöhe des Betrachters und lädt ein, so manches darstellerische Detail zu entdecken, etwa das eigentümlich hornartige Weihrauchgefäß des einen Königs oder den kleinen weißen Hund in ihrem Gefolge. 

Text: Rüdiger Scholz und Anne Steiner, Fotos: Annette Kradisch (großes Bild links), Anne Steiner (kleine Bilder rechts).