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Gespräch mit dem künftigen Landesbischof Christian Kopp
Gott hat mir Gelassenheit gegeben
Ab 1. November ist Christian Kopp bayerischer Landesbischof

1964 geboren in Regensburg, aufgewachsen in Rummelsberg bei Nürnberg, Abitur in Garmisch-Partenkirchen, Theologiestudium in München, Erlangen, Bern und Tübingen: Ab 1. November ist Christian Kopp bayerischer Landesbischof.

Als Vikar war er in Mögeldorf tätig, dann Gemeindepfarrer in Ingolstadt, Hochschulpfarrer an St. Egidien, Dorfpfarrer in Kraftshof, Dekan der Nürnberger Südstadtgemeinden und seit vier Jahren Regionalbischof im Kirchenkreis München und Oberbayern. Im April hat ihn die Landessynode, das Kirchenparlament der bayerischen Protestanten, nach vier Tagen und sieben Wahlgängen zum Landesbischof gewählt.
Kopp ist mit Julia Rittner-Kopp verheiratet, der Sebalder Touristenpfarrerin. Sie haben zwei Kinder, wobei ein Sohn gestorben ist, und zwei Enkelkinder. Am 29. Oktober um 10 Uhr wird Kopp in St. Lorenz offiziell die neue Aufgabe übertragen. Zuvor hat er sich den Fragen der Citykirche gestellt.

Die Bischofswahl bei der Frühjahrssynode in München ist etwas holprig verlaufen. Nach sechs Wahlgängen hatte keine und keiner der vier Bewerber*innen eine Mehrheit, weil sich vier Mitglieder der Synode nicht entscheiden konnten. Was war das für ein Gefühl an dem Abend und den folgenden Tagen?

Das war für alle vier Kandidat*innen sehr anstrengend, sowohl für die beiden, die sich nach den ersten Wahlgängen zurückgezogen haben, als auch für uns beide (Anmerkung der Redaktion: Neben Kopp stand schließlich noch die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski zur Wahl). Nach sechs Wahlgängen hatten wir noch kein Ergebnis. Es gab dann viele Gespräche mit uns beiden innerhalb der Synode. Deshalb haben wir durchgehalten.

Dann kam es zu einem 7. Wahlgang, bei dem Sie die erforderliche Mehrheit der Stimmen erhalten haben.

Wir sind als Kirche eine große Organisation. Man kann das nicht über Monate hinauszögern, wer Bischöfin oder Bischof sein wird. Deshalb hat sich in der Synode eine Mehrheit dafür gefunden, die Wahl noch während der Frühjahrstagung durchzuführen.

Bei Ihrer Vorstellung habe ich Sie – im Gegensatz zu den anderen Kandidat*innen – als nach außen ruhig und besonnen erlebt. Kann Sie nichts aus der Ruhe bringen, nicht einmal die Bewerbung um das höchste Amt in unserer Kirche?

Gott hat mir ein ganzes Paket an Gelassenheit mit auf den Weg gegeben. Das habe ich dann dank meiner Eltern und meines Umfelds weiter ausgebaut. Wenn man aber so ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, bringt einen das schon aus der Ruhe. Mir ist aber noch etwas wichtig: Es geht in der Kirche nicht um Ämter, sondern um die Aufgaben. Also um den Menschen, der diese Aufgabe am besten erfüllt. Es wäre für mich kein Thema gewesen, wenn eine andere Person in diese wichtige Aufgabe gewählt worden wäre.

In Ihrer Bewerbung als Landesbischof sind Sie auch auf die Aktionen der „Letzten Generation“ angesprochen worden und haben als einziger der Kandidat*innen Verständnis für das Anliegen der Klimaaktivist*innen gezeigt.

Ich finde es erstaunlich, was die Bewegung „Fridays for Future“ jetzt schon politisch erreicht hat. Wer mit offenen Augen in die Welt schaut, merkt, wie die klimatischen Veränderungen schon jetzt unseren Alltag und den in der ganzen Welt beeinflussen. Die Lebensbedingungen für die Schöpfung verschlechtern sich. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich für die politische Meinungsbildung einsetzen. Über die Menschen, die sich „die letzte Generation“ nennen, wird oft verächtlich gesprochen bis hin zur Kriminalisierung. Da sollten wir vorsichtiger sein. Ich habe bei einem Klimaprotest mit einer Aktivistin gesprochen. Da ist echte Verzweiflung vorhanden. Das muss man doch als Gesellschaft ernst nehmen und das Gespräch suchen.

Wir leben in einer Zeit großer Herausforderungen und rasanter Veränderungen. Wo-ran machen Sie das fest?

Ich denke dabei an die Diskussion um die „Künstliche Intelligenz“. Noch deutlicher zeigt sich das bei jungen Menschen, von denen manche völlig abhängig von ihrem Smartphone sind. Ich hatte kürzlich ein intensives Gespräch mit einer 16-Jährigen. Sie hat es probiert, mal eine Woche ohne ihr Handy auszukommen. Aber sie schafft es nicht. Sie braucht es. Das sei ein Teil ihres Körpers, sagte sie mir. Das verändert die Wahrnehmung von Menschen. Eigentlich sind wir sehr einfach gestrickt: Wir wollen essen und geliebt werden, uns bewegen, schöne Dinge erleben und uns freuen, wenn die Sonne scheint. Das Beispiel von der 16-Jährigen zeigt aber, dass es viele andere Einflüsse gibt, die jetzt auf uns einströmen. Das macht es für Organisationen wie die Kirche schwer, die Gemeinsinn oder gemeinsame Verantwortung in ihrem Angebot haben.

Wird die neue Aufgabe als Landesbischof Ihr Leben verändern?

Genau weiß ich das nicht. Was sich gegenüber meiner Aufgabe als Regionalbischof ändert, sind die Entfernungen. Anstelle von Traunstein werde ich nach Aschaffenburg oder ins Fichtelgebirge fahren. Die Arbeit wird ähnlich sein. Ich habe ein bisschen mehr Verantwortung. Als bezahlte Kräfte unserer Kirche sollen wir die Menschen miteinander vernetzen. Mir liegt es am Herzen, Menschen zu unterstützen, gerade in der Kirche, der Diakonie und in der Gesellschaft.

Wenn der Landesbischof etwas sagt, wird besonders genau zugehört.

Das ist jetzt schon so. Aber es wird sich bei mir nicht so viel verändern. Ich habe mir meine Haltungen, meine kirchlich-diakonischen und theologischen Einstellungen hart erarbeitet. Da bleibe ich mir treu.

Interview: Paul Schremser
Fotos: ELKB/McK

 

info

Festgottesdienst zum Wechsel im Bischofsamt Sonntag, 29. Oktober, 10 Uhr, St. Lorenz, Liveübertragung im Bayerischen Fernsehen

Gottesdienst im Grünen