Gesellschaft
Menschlichkeit mutig vertreten
Menschlichkeit mutig vertreten

Das Zeichen wird an Einzelpersonen und Gruppen verliehen, deren Handeln auf ihre Weise das Anliegen Karl Steinbauers (1906 bis 1988, evang.-luth. Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche) vergegenwärtigt. Mit dem Zeichen sollen Menschen und Gruppen bedacht werden, die „einander das Zeugnis gönnen“, sich also um Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit bemühen und dies auch mutig öffentlich vertreten. In unserer Zeit ist das in Bereichen der Fall, die der konziliare Prozess meint: Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung.

Das Zeichen selber ist undotiert und wird ehrenhalber verliehen. Es handelt sich um eine Hinterglas-Reproduktion einer Zeichnung, die Karl Steinbauer im nationalsozialistischen Gefängnis angefertigt hat: Ein vergittertes Fenster, in dem ein Vogel singt. Darunter stehen die Verse 11 und 12 aus Psalm 40:

„Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen; HERR, das weißt du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und vom Heil rede ich. Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde.“

Pfarrerin Hahn erhält das Zeichen angesichts ihres Einsatzes in den Friedensandachten während der pegidanahen Demonstrationen vor der St. Jakobskirche. Sie steht damit pars pro toto (ein Teil steht für das Ganze) für all diejenigen, die die Stimme des Friedens stärken angesichts von Hass und Verleumdung.

Die Bayerische Pfarrbruderschaft ist eine Gruppe von derzeit etwa 160 Frauen und Männern innerhalb der bayerischen Pfarrerinnen- und Pfarrerschaft, die ihre Wurzeln in der Bekennenden Kirche und damit im Widerstand gegen die NS-Diktatur hat. Sie hält deswegen an dem historischen Namen „Pfarrbruderschaft“ fest, ist aber heute eine „Theologische Weggemeinschaft von Frauen und Männern.“

Gegründet 1934 versucht sie, die politische Dimension des Evangeliums in gesellschaftlicher Wachheit ernst zu nehmen. Seit ihren Anfängen gehören ihr auch Frauen an.

Die Bayerische Pfarrbruderschaft will ihren Beitrag dazu leisten, dass das Zeugnis ihres Gründungsmitgliedes Karl Steinbauer in Kirche und Gesellschaft lebendig bleibt. Sein öffentliches Eintreten für Wahrhaftigkeit und gegen Unrecht ist auch unter veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen bedeutsam.

Text: Mark Meinhard, Geschäftsführer der Bayerischen Pfarrbruderschaft
Artikelfoto: Archiv Pfarrbruderschaft