Diakonie
Not-Halt
Not-Halt

So hat sich Mirjam K. ihr Leben nicht vorgestellt. Ihre Ehe ist in die Brüche gegangen. Jetzt steht die 35-Jährige mit ihren drei kleinen Kindern allein da. Anfangs hat ihr Ex noch den Unterhalt bezahlt. Jetzt sind die Überweisungen ausgeblieben. Sein Handy hat er abgemeldet. Seine Adresse: unbekannt.

Miete, Nebenkosten, die hohen Lebensmittel- und Energiepreise, dann bucht auch noch der Kita-Träger die Monatsgebühr ab: Mit ihrem Teilzeitjob als Verkäuferin kann sich Mirjam ohnehin keine großen Sprünge leisten. 

Aber jetzt ist ihr Girokonto tief in die roten Zahlen gerutscht. Als die Kinder im Bett liegen, nimmt sie sich die Zeit, im Internet zu recherchieren, ob ihr jemand helfen kann.

 

Das Geld reicht nicht fürs Leben

 

Ein paar Tage später sitzt die junge Mutter zum Gespräch bei Christine Mürau. Die Sozialpädagogin leitet die „Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit“, besser bekannt unter der Abkürzung KASA. 

In Bayern hat die Diakonie 71 solcher Beratungsstellen für Menschen in Notlagen eingerichtet. Die KASA in Nürnberg gehört zur Stadtmission.

Zwar gibt es in der Realität niemand, der Mirjam K. heißt. Dennoch ist das Beispiel kein Einzelfall. „Viele alleinerziehende Mütter können nur in Teilzeit arbeiten“, weiß Mürau aus hunderten von Beratungsgesprächen. „Oft reicht das Geld nicht fürs Leben.“ Um aber finanzielle Hilfen zu bekommen, müssen erst einmal die bürokratischen Hürden überwunden werden: „Das fällt vielen schwer und wirft sie aus der Bahn.“

Mürau hilft dann beim Papierkram wie dem Beantragen von Sozialleistungen. Wer sie erhält, hat Anspruch auf den „Nürnberg Pass“. Der wiederum ist der Türöffner zum Bildungs- und Teilhabepaket für die Kinder.
„Auch die Kosten der Kindertagesstätte übernimmt dann das Jugendamt“, ergänzt Mürau.

Mirjam K. müsste aber noch ein gutes halbes Jahr auf ihren „Nürnberg Pass“ warten. So lange dauert es nach den Erfahrungen der Sozialpädagogin, bis ein Erstantrag vom Wohnungsamt bearbeitet ist. Daher wird das Geld für die Betreuung der Kinder weiterhin vom klammen Konto abgebucht. Auch in dieser Notsituation kann Mürau tätig werden: „Oft hilft es, wenn ich beim Träger anrufe und um einen Aufschub bitte.“

 

Beratung auch im Jakober Pfarramt

Wie ein Knopf, auf dem „Not-Halt“ steht, kann die KASA weiterhelfen. Im Erdgeschoss des „Christine-Kreller-Hauses“ arbeiten fünf Berater*innen. Eine Bürokraft organisiert die Termine, die telefonisch oder via E-Mail vermittelt werden. Die KASA sieht sich dabei in der Funktion eines Wegweisers. Denn die Stadtmission, aber auch die anderen Träger der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege haben ein engmaschiges Netz über der Halbmillionenstadt Nürnberg gespannt.

Ob es um eine Suchtabhängigkeit geht, um Ehe- oder Erziehungsberatung oder darum, dass jemand mit dem Leben einfach nicht klarkommt: Christine Mürau und ihre Kolleg*innen der KASA wollen die passende Hilfe vermitteln. Wenn jemand kurzfristig einen Termin braucht, gibt es dienstags von 14 bis 16 Uhr eine Beratungsmöglichkeit im Pfarramt St. Jakob. Dort kann dann mit der Leiterin der KASA oder mit Pfarrer Hannes Schott gesprochen werden.

Die alleinerziehende Mutter Mirjam K. wird nach der Beratung bei der KASA wohl etwas erleichtert nach Hause gehen können. Ihr letzter Besuch dort war es allerdings nicht.

 

Text: Paul Schremser
Foto: Paul Schremser und wikipedia

Christine Mürau leitet die KASA

Wichtige Adressen der Stadtmission:

Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit KASA
stadtmission-nuernberg.de/kasa
Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg
Tel. 0911 376 54 301

Sexual- und Schwangeren(konflikt)beratung
stadtmission-nuernberg.de/ssb
Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg
Tel. 0911 376 54 121

Erziehungs-, Paar- und Lebensberatung
stadtmission-nuernberg.de/eb
Rieterstraße 23, 90419 Nürnberg
Tel. 0911 352 400

Senioren- und Angehörigenberatung
(bei Pflegebedürftigkeit, finanziellen Engpässen u. ä.)
stadtmission-nuernberg.de/seniorenzentrum
Burgschmietstraße 4, 90419 Nürnberg
Tel. 0911 21 759 24

Ökumenisches Arbeitslosenzentrum
stadtmission-nuernberg.de/oeaz
Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg
Tel. 0911 376 54 350

Hilfen für Menschen in Wohnungsnot
stadtmission-nuernberg.de/wohnungslosenhilfe
Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg
Tel. 0911 376 54 300

Sozialpsychiatrischer Dienst
stadtmission-nuernberg.de/spdi
Pirckheimerstraße 16, 90408 Nürnberg
Tel. 0911 935 95 55

Suchthilfezentrum
stadtmission-nuernberg.de/shz
Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg
Tel. 0911 376 54 200

Telefonseelsorge
stadtmission-nuernberg.de/telefonseelsorge
Tel. 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222