Musiktipp
O ewiges Feuer

Konzert am Pfingstensonntag,
15. Mai, 19.30 Uhr in St. Sebald


Johann Sebastian Bach
Kantate BWV 34  O EWIGES FEUER, O URSPRUNG DER LIEBE
Kantate BWV 51  JAUCHZET GOTT IN ALLEN LANDEN
MAGNIFICAT BWV 243

Bei zweien der drei Werke handelt es sich um Bearbeitungen und damit Umwidmungen bereits früher komponierter Werke, ein  Vorgehen, das in der Musik der Zeit durchaus gebräuchlich war.

So handelt es sich bei der Kantate O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe um eine Bearbeitung einer Hochzeitskantate gleichen Titels aus dem Jahr 1726. Außergewöhnlich spät, in den 1740er Jahren, hat Bach die Neufassung mit geändertem Text zum Pfingstfest geschaffen. Der Dichter ist leider unbekannt, denn  der Text ist vorzüglich der Musik angepaßt. Er hat die Rezitative neu geschaffen, übernommen hat er die glanzvollen Chöre und die prachtvolle Alt-Arie, die mit zum Besten aus Bachs Feder gehört. Im Orchester ist die Besetzung mit gedämpften Violinen und oktavierten Querflöten bei Bach ziemlich ungewöhnlich.

Jauchzet Gott in allen Landen entstand genuin als neuer Teil des 3. Kantatenjahrgangs für den 15. Sonntag nach Trinitatis 17.09.1730.  Im Jahr 1726, dem Entstehungsjahr dieses Jahrgangs, fiel der 15. Sonntag zufällig auf das Michaelisfest. Die dafür komponierte Kantate konnte 1730 nicht mehr herangezogen werden. Zu den Lesungen des 15. Sonntag gibt es nur wenig textlichen Bezug, so dass die Kantate zu fast allen Zeiten benutzt werden konnte.  Sie ist „ein jubelnder Lobpreis und Dank für Gottes Beistand“ (Dürr) mit einer einmaligen Besetzung in einer außergewöhnlichen kompositorischen Struktur:  Solosopran, Solotrompete und Streicher, mithin eine Besetzung, die sich häufiger bei Italienern findet (A. Scarlatti). Sopran- und Trompetensolo sind außerordentlich virtuos und sehr hoch geführt – ein Merkmal für den späten Bach. Der konzertanten  Gestaltung entsprechen kontrastierende Wechsel von Solo- und Tutti-Partien sowie die anspruchsvollen Koloraturen. Das fünffache Satzprinzip in den fünf Sätzen zeigt Bachs große Meisterschaft in der Beherrschung der unterschiedlichen Satzformen: Konzert (1), Monodie (2), Ostinatovariation (3), Choralbearbeitung (4), Fuge (5).

Bach hat seine einzige Vertonung des Magnificat, des Lobgesangs der Maria, in der Erstfassung für das Weihnachtsfest 1723 geschrieben. Es ist die aufwendigste und ausgedehnteste Komposition seiner noch jungen Leipziger Laufbahn. Mit  diesem großformatigen Werk präsentiert er sich erstmals nach seinem Amtsantritt im Sommer dieses Jahrs musikalisch nachdrücklich der Leipziger Bevölkerung zu einem Hochfest des Kirchenjahrs. Das Magnificat wurde in Leipzig als lokale Besonderheit lateinisch im weihnachtlichen Vespergottesdienst gesungen. Gemäß dieser Tradition wurden zusätzlich lateinische und deutsche Lobgesänge in den Ablauf eingefügt.

In der späteren Fassung, entstanden in den Jahren 1732–1735, hat Bach die eingefügten Gesänge gestrichen. Dadurch ermöglicht er die Verwendung des Werks für andere Hochfeste, wie z.B. zu Pfingsten, zu dem es dieses Jahr in St. Sebald aufgeführt wird. Der Verfügbarkeit für andere festliche Anlässe dienen indes auch musikalisch signifikante Eingriffe. So stellt Bach das Werk mit dem Tonartwechsel von Es- nach D-Dur in einen für die Trompete leichter spielbaren Bereich und nimmt leichte Änderungen in der Besetzung vor (z.B. Quer- statt Blockflöten). Dem fünfstimmigen Chorsatz stellt Bach grundsätzlich eine reichere Besetzung gegenüber. Die sehr differenzierte polyphone Ausarbeitung und die Soli tragen zum expressiven Gestus bei, der sich in eine charakteristische und neuartige Rahmenstruktur einfügt. Bach hat damit sein erstes bedeutenden kirchenmusikalisches Opus magnum geschaffen.

Die Mitwirkenden sind:

Heidi Elisabeth Meier – Sopran

Regina Pätzer – Alt

Martin Platz – Tenor

Thomas Gropper – Bass

Sebalder Kantorei

Nürnberger Bach – Orchester

Bernhard Buttmann – Leitung

Karten an allen Vorverkaufsstellen und unter www.reservix.de bzw. unter www.sebalduskirche.de. Die Eintrittskarte gilt zugleich als Fahrkarte im gesamten VGN-Verbundgebiet (ab vier Stunden vor Konzertbeginn bis Betriebsschluss).

(Text: Axel Emmerling, Foto: Archiv)