Innenstadt
Obdachlosenfrühstück St. Egidien
Bettina Vieweg engagiert sich seit 1995 beim Obdachlosenfrühstück in St. Egidien, seit 2010 ist sie verantwortlich für Einkauf und Organisation.

Und warum bin ich den halben Samstag mit meinem Mann unterwegs, um für das Frühstück einzukaufen und Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, abzuholen (Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an die Bäckerei Pabst, an Edeka und den Kalchreuther Bäcker in der Rollnerstraße!)?

 

Mir fallen drei gute Gründe ein:

Der erste Grund wird mir schon vor Beginn des Frühstücks klar: Es sind meine „Mitstreiter“, alle motiviert, fröhlich und bereit, anzupacken. Uns verbindet die Überzeugung, dass Helfen Augen und Herzen öffnet für unsere Mitmenschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen – aus welchen Gründen auch immer – dass Helfen uns selbst auch guttut, dass Helfen Gottesdienst ist. Das gemeinsame Kaffeetrinken nach getaner Arbeit lässt die vorangegangene Hektik abklingen und beschließt den Vormittag. Der zweite Grund sind unsere Gäste, die das Frühstück meist dankbar annehmen, die in den immer gleichen Runden sitzen und über Gott und die Welt diskutieren, die sich offensichtlich wohlfühlen bei uns, und Essen und Trinken genießen.

Es ist für viele eine Möglichkeit, der Einsamkeit, die oft mit Armut einhergeht, mal für kurze Zeit zu entfliehen. Immer wieder wird deutlich, wie sehr dieses Angebot gebraucht und in steigendem Maße genutzt wird. Der dritte Grund liegt in meinem christlichen Glauben. Ich bin davon überzeugt, dass ich die frohe Botschaft des Evangeliums am besten mit tätiger Nächstenliebe weitergeben kann und muss.

„Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Und darum quäle ich mich einmal im Monat Sonntagfrüh um 6.30 Uhr aus dem Bett – und es ist gut so!

 

Text: Bettina Vieweg

Foto: Madame Privé