Innenstadt
Abschied von Thomas Kaffenberger
Rechne mit dem Ungewöhnlichen

Über 20 Jahre war er Dekanatsjugendpfarrer. Jetzt wagt Thomas Kaffenberger den beruflichen Umstieg. Ab 1. September ist er Pfarrer in Reichelsdorf. Im Gespräch mit der Citykirche blickt der 60-Jährige zurück und voraus.

„Ich freue mich darauf, die Buntheit einer Gemeinde zu erleben“, sagt Kaffenberger, obwohl er seine bisherige Arbeit in der Leitung der evangelischen Jugend Nürnberg (ejn) liebe und gerne mache. „Aber ich bin gespannt auf den kontinuierlichen Kontakt zu Menschen in der Gemeinde, ihnen nahe zu sein in Freud und Leid.“ Dann sind es voraussichtlich noch sieben Jahre bis zu seinem Ruhestand.

Sieben Jahre war er schon einmal Gemeindepfarrer in Ostheim vor der Rhön in Unterfranken. „Dort habe ich das berufliche Laufen gelernt.“ Der Liebe wegen war er von Hessen nach Bayern gekommen. Aber den Dialekt hat er bis heute nicht aufgegeben.

 

Geboren in Brasilien

In seinem Pass steht allerdings ein Geburtsort in Brasilien. In Novo-Hamburgo (Neu-Hamburg) kam er als Sohn eines Pfarrers zur Welt, der damals in Brasilien gearbeitet hat. Erst 1966 ist er mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen und in dem beschaulichen, hessischen Weinort Bensheim an der Berg-
straße aufgewachsen.

Seit Dezember 2000 leitete Kaffenberger im haus eckstein eine der größten Dienststellen des Nürnberger Dekanats mit bis zu 80 Mitarbeitenden. In der Jakobskirche hielt er Gottesdienste, hatte Sitz und Stimme im Kirchenvorstand. „Wer in St. Jakob predigt, muss immer damit rechnen, dass etwas Ungewöhnliches passiert“, erinnert er sich mit einem Augenzwinkern. Mehrfach sei es vorgekommen, „dass es laute Kommentare gab, von Zustimmung bis Ablehnung“. Manchmal habe er sogar „aus der Predigt aussteigen müssen“, um ins Gespräch mit den Gottesdienstbesucher*innen zu gehen: „Da hab ich dann mitunter Blut und Wasser geschwitzt.“

 

Die Jugendkirche ist ein Erfolg

Seinen ersten Gottesdienst in Nürnberg feierte Kaffenberger in St. Jakob. Trotzdem will er sich von den vielen Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen der ejn in der Jugendkirche „LUX“ am Nordostbahnhof verabschieden. Dass es die Jugendkirche gibt, zählt er zu seinen beruflichen Erfolgen. „Nichts hat mich so viel Kraft gekostet“, gibt er zu und ergänzt: „Ich bin bis heute dankbar, dass wir die Jugendkirche in Nürnberg haben.“ Im Jahr 2009 ist sie in St. Lukas gestartet und eine von inzwischen 180 Jugendkirchen bundesweit.

Trotz der anstehenden Stelleneinbußen bei der ejn bis 2024 sagt Kaffenberger: „Ich mache mir keine Sorgen um die konfessionelle Jugendarbeit in Nürnberg.“ 

Sein Fazit nach 20 Jahren als Dekanatspfarrer fasst Kaffenberger so zusammen: „Kindern und Jugendlichen den Glauben in ihrer Lebenswirklichkeit erlebbar werden zu lassen: Das ist eine der aufrichtigsten Aufgaben, denen die Kirche nachkommen muss, um Gott in seiner Vielfalt und Schönheit spürbar werden zu lassen.“     

Text: Paul Schremser
Artikelfotos: Archiv ejn