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Hier schreibt der Oberbürgermeister
St. Sebald ist für alle da

Die Tatsache, dass wir über Sebaldus nicht allzu viel wissen, kann auch eine Chance sein, ihn und seine ihm zugeschriebene Geschichte aus anderen Religionsperspektiven oder ganz einfach aus Bürgersicht zu entdecken und zu erleben.

Nürnberg ist eine bunte und vielfältige Stadt. Menschen unterschiedlichster Herkunft finden hier – so hoffe ich und dafür arbeiten wir in der Stadtverwaltung – ihre Heimat, ihr Zuhause. Als Oberbürgermeister, der für alle Menschen, die in Nürnberg leben, da sein will, liegt mir viel an der Integration und daran, Vielfalt als Vorteil zu sehen. Unser Stadtpatron St. Sebald war in der Geschichte eben auch „für alle da“, war Andockstelle und Bezugspunkt für Menschen verschiedenster Herkunft und mit unterschiedlichsten Interessen. 

So wünsche ich mir auch, dass die Kirche von St. Sebald Bezugspunkt für die Nürnbergerinnen und Nürnberger ist: Sie ist die Kirche des Stadtpatrons, damit hoffentlich auch ein Bauwerk, das den Menschen hier wichtig ist: Die Sebalduskirche kann auch für Menschen, die nicht dem christlichen Glauben angehören, ein Ort der Einkehr, der Ruhe, der Kultur und der Stadtgeschichte sein.

Meine eigenen Bezüge zu St. Sebald liegen auf der Hand, schon vom Amt des Oberbürgermeisters her gedacht: St. Sebald ist unser Stadtheiliger, die Sebalduskirche ist die Ratskirche und direkte Nachbarin zum Rathaus. Froh und dankbar bin ich, dass ich bei der Visitation 2019 dabei sein konnte. Nach meinem Amtsantritt verfestigte sich die Beziehung: 

Für mein Amtszimmer habe ich ein Kreuz geschenkt bekommen, gefertigt aus Holznägeln des Dachbalkens des Sebalder Pfarrhofs. Diese Geste der Freundschaft, Nachbarschaft und der besonderen Beziehung zwischen St. Sebald und der Stadt Nürnberg hat mich sehr gerührt und gefreut. So, wie die Nägel den Dachstuhl zusammengehalten haben, muss es die Aufgabe für Stadtspitze und Rat der Stadt Nürnberg sein, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Das Kreuz in meinem Amtszimmer ist also ein Symbol des Glaubens, aber auch der Anspruch, den Zusammenhalt in unserer Stadt zu stärken.

Daraus wird deutlich: Das Bauwerk Sebalduskirche, dessen Funktion in der Stadt und der heilige Sebald gehören zusammen und haben eine lebendige Tradition bis heute.   Sie immer wieder neu zu entdecken und sich bewusst zu machen, das lohnt sich.

Text: Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Foto: Presseamt Stadt Nürnberg / Axel Eisele