Musik
Bach-Wochenende
Tod Trauer Geburt

Im Jahr 2019 erweist sich St. Sebald erneut als Hort der Pflege der Musik von Johann Sebastian Bach:
So ist das zum zweiten Mal stattfindende „Sebalder Bach-Wochenende“ einer der Mittelpfeiler. Zwei Hauptwerke, die Matthäuspassion am Karfreitag und das Weihnachtsoratorium am dritten Advent, bilden die Eckpfeiler. Das Gesamtprogramm bleibt indes nicht ausschließlich auf Bach beschränkt. Sie stecken lediglich den Rahmen für andere Programmpunkte ab und umschließen in aparter Zusammenstellung das besondere Konzert am Volkstrauertag. In ihm wird als drittes Hauptwerk das Requiem von Antonín Dvořák in St. Sebald erklingen. Die genannten Konzerte bilden zweifelsohne die Höhepunkte in einem reichhaltigen Jahresprogramm. Die große Zahl traditioneller kleinerer Veranstaltungen im Jahresablauf erweitert und ergänzt quasi als übergreifendes Fundament  das kirchenmusikalische Gesamtprogramm. Dazu gehören u. a. die Sommerkonzerte, Adventsmusiken, Laudate-Dominum-Gottesdienste, Mittagsmusiken und musikalische Führungen. Den Abschluss bilden wie immer das Silvesterkonzert mit seiner ganz eigenen Aura und das Schlusskonzert der Sebalder Kirchenmusik an Epiphanias 2020. Die ION wird ebenfalls mit mehreren Programmen in St. Sebald heimisch sein.

Die Matthäuspassion ist das längste und musikalisch-stilistisch umfangreichste Werk von Johann Sebastian Bach. Den Text verfasste Christian Friedrich Henrici, genannt Picander. Die Uraufführung erlebt sie im Jahr 1729, also vor genau 290 Jahren. Bach verarbeitet darin Einflüsse der verschiedenen Stile seiner Zeit wie z. B. den Opernformen entlehnte, teils dramatisch-klagende oder kontemplative Arien der vier Solisten mit höchster Qualität. Aufwühlend-dramatische Partien und innehaltende Choräle zeichnen beide Chöre und den Kinderchor aus. Verbunden und unterstützt werden die einzelnen Nummern durch Rezitative und die beiden großen Orchester, die auch selten gespielte barocke Instrumente wie Oboen d’amore und Oboen da caccia einschließen.

Das Weihnachtsoratorium ist sozusagen die traditionelle turnusmäßige Konstante. Im Wechsel mit den Kantaten IV–VI, die 2018 aufgführt wurden, ist in diesem Jahr der 1. Teil mit den Kantaten I–III an der Reihe.

Den freien Raum zwischen beiden Konzerten füllt am Volkstrauertag – nach Cherubinis Requiem 2018 – nun das Requiem von Antonín Dvořák aus. Es ist das besondere umfangreiche Werk, das relativ selten gespielt wird. Ein Spitzenwerk der Romantik und ein kompositorischer Höhepunkt in Dvořáks Schaffen. Vor Entstehung des Requiems hatte sich Dvořák bereits eine große Bekanntheit auf den britischen Inseln erworben. So verwundert es nicht, dass er vom „Birmingham Triennial Music Festival“ den Auftrag zur Komposition erhält. 1890 komponiert er das Requiem für Solistenquartett, vierstimmigen Chor und großes romantisches Orchester. 1891 wird es auf diesem Festival uraufgeführt.

Das Requiem gibt in guter Tradition den lateinischen Messentext, den der tiefgläubige Dvořák selbstverständlich von Grund auf kennt, wieder. Doch ist das Requiem keinesfalls ein, im engeren Sinne, gottesdienstliches Werk, sein Platz ist wohl eher im Konzert anzusiedeln. Große Geschlossenheit erreicht Dvo-řák durch das gleich zu Beginn eingeführte Klage- oder Seufzermotiv, das das ganze Werk durchzieht. Einflüsse aller traditionellen Kompositionslinien finden sich in der Behandlung dieses und weiterer Motive. Sie tragen zu einem anrührenden absoluten Meisterwerk höchster musikalischer Qualität bei. Im Gegensatz zu manch anderer Requiemvertonung mit teils heftiger pessimistischer Auslegung, die selbstverständlich auch bei ihm zu finden ist, bevorzugt er mitunter wie etwa im „Tuba mirum“ eine versöhnlichere  Gestaltung. Der strafende Gott macht sich in der Musik kaum bemerkbar, eher zeigt sich ein barmherziger, mitfühlender Gott. Er begreift den Tod als vermittelnden Übergang zu einem besseren Leben. Dennoch beginnt und endet das Requiem in einer eher düstern Moll-Tonart.  In England ist es mit zahlreichen Aufführungen weit verbreitet. Auf dem Kontinent setzt es sich ebenfalls durch, erreicht aber doch nicht die Aufführungsdichte wie auf den britischen Inseln. Lassen Sie sich von diesem wundervollen Requiem berühren und begeistern.
Das Jahresheft enthält das genaue Programm mit näheren Angaben zu Besetzung, Preisen und Vorverkauf. Es liegt ab Ende März aus und ist auch im Internet unter sebalduskirche.de einzusehen.

Wir wünschen  vollendeten Hörgenuss in allen Konzerten der Kirchenmusik 2019 in
St. Sebald.

Text und Bild:
Axel Emmerling

 

DIE AUFFÜHRUNGSTERMINE DER KONZERTE:

Karfreitag, 19. April, 15 Uhr
Johann Sebastian Bach
Matthäuspassion BWV 244
Solisten, Sebalder Kantorei, Nürnberger Bach-Orchester
Leitung: Bernhard Buttmann

Freitag, 17. Mai bis Sonntag, 19. Mai
Sebalder Bach-Wochenende

Freitag, 28. Juni bis Sonntag, 14. Juli
Internationale Orgelwoche

Volkstrauertag – Sonntag, 17. November, 17 Uhr
Antonín Dvořák
Requiem op. 89
Solisten, Sebalder Kantorei, Nürnberger Bach-Orchester,
Neustädter Kantorei Erlangen (Einstudierung: Ekkehard Wildt)
Leitung: Bernhard Buttmann

Sonntag, 15. Dezember, 17 Uhr
Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium Teil 1,
Kantaten I–III, BWV 248
Solisten, Sebalder Kantorei, Nürnberger Bach-Orchester
Leitung: Bernhard Buttmann