Weihnachten
Von Hannes Schott
Weihnachtsgschichtn auf Fränkisch

Domols hodd der Kaiser Augustus a Verordnung rausgehmt, dass sich alla Leit in neia Steuerlistn eitrogn lossn. Sowos hots vorher noch nie gehm und des wor zu dera Zeit, als der Quirinius Statthalter vo Syrien wor. Und alla sin losgezogn, um sich in ihrm Geburtsort eintrogn zu lossn. Des wor a ganz scheens Gwärch.

Aa der Josef aus Nazareth hodd sich aufgmachd, noch Judäa is er naufgloffn, in na David sei Stodt, noch Bethlehem, wall er wor ieber a boar Eggn mim Keenich David verwandt. 

(Anmerkung: Eigentlich war er ein Nachkomme Davids (vgl. Matthäus 1), ich fand „ieber a boar Eggn verwandt“ schöner und fränkischer – und schließlich ist auch ein Nachkomme ja ieber a boar Eggn mit seinem Ahnen verwandt.)

Eitrogn lossn wollt er sich mit der Maria, mit der wor er verlobt und die wor schwanger.

In Bethlehem is dann soweit gwesn, dass des Kind kumma is. Und sie hodd ihrn erschdn Sohn zur Welt gebrochd und sie hodd na in Windln eigwicklt und in a Futterkrippn neiglecht, denn sonst gabs in der ganzn Wertschaft kan annern Platz.

Und Hirtn worn in der gleichn Gegnd dort aufm Feld unterwegs un ham auf ihra Schof aufgebassd. Auf amoll is a Engl vom Herrgott auf sie zukumma und die Herrlichkeit vom Herrgott hodd gleicht und da hams sa ganz schee Angst krichd und des Schlottern ongfanga.

Und der Engel hodd zu ihna gsochd: Ihr brauchd fei ka Angst hom! Obachd, ich soch Eich wos ganz wos dolls, eine Riesenfreid, die fer alle Leit gilt! Heit is wos ganz wos wunderbors bassierd, Eich is der Heiland geborn, der Retter fer alla Leit. In der Stadt vom David is er auf die Welt kumma.

Und des solls Eich zeign: ihr werdet a klaans Kind finna, in Windln eigwickelt und es licht in aaner Futterkrippn drinna.

Und auf amoll worn bei dem Engel nuch lauter annara Wesn ausm Himml, die ham den Herrgott globt und gsochd:

Ehre sei Gott in der Höh un Friedn auf Erdn bei den Menschn, die er ja allazamm mooch. (Anmerkung:  Eigentlich „unter/in den Menschen (des) Wohlgefallens“ – ich habe mich aus theologischen Gründen für diese Übersetzung entschieden, da davon auszugehen ist, dass Gott ja seine Menschen alle wohl gefallen bzw. er alle irgendwie mooch.)

Und dann sin die Engel widder in Himml naufgfohrn und die Hirtn ham untereinander gsoochd: Hopp, mir genga etz noch Bethlehem und schaua uns o, wos do so bassierd is, wovo uns der Herrgott erzählt hodd. Und sie sin losgedüst und ham sa alle gfunna: die Maria und den Josef, dazu nuch des klaana Kind in der Krippm.

Und wie sie des alles gsäng ham, ham sa verkündicht, wos ihna ieber des Kind erzählt worn is.

Und alle, die des ghert ham, ham sich gscheit gwundert ieber des, wos die Hirtn do erzählt ham.

Die Maria hodd sich des alles ober gut gmerkt und in ihrm Herzn drinna bewegt.

So wor des domolas an Weihnochtn.

Weil Hannes Schott in Oberfranken groß geworden ist und dort dialektal sozialisiert wurde, sind kleine Unterschiede zum Mittelfränkischen nicht zu vermeiden. Daher sei jede*r angehalten, diese Feinheiten beim Vorlesen in die jeweils eigene Mundart zu übertragen.

Text: Hannes Schott, Illustration: iStockphoto.com