Kunst
Rot und voller Lebensfreude!

Die Diakonie-Ausstellung „Kunst trotz(t) Handicap“ macht anschaulich, was Inklusion bedeuten kann.

Vom 16. Juni bis 14. Juli werden Kunstwerke von Menschen mit und ohne Behinderung in St. Egidien, dem eckstein und der Geschäftsstelle des Diakonischen Werkes Bayern in Nürnberg ausgestellt.

 

Die bildende Kunst lebt vor, was wir als Gesellschaft (noch) nicht schaffen! – möchte man sagen, wenn man die Ausstellung „Kunst trotz(t) Handicap“ gesehen hat. In ihr werden Werke berühmter Künstler zusammengeführt und der Betrachter weiß auf den ersten Blick nicht, ob er vor einem Werk von Beuys, Graubner oder Rainer oder von Arens, Pomp oder Brkovic steht. Diese Begegnung, die die Grenzen überwindet, sprengt selbst unsere Begriffe: ‚Outsider Art‘ wird die Kunst von Menschen mit Handicap oder seelischer Erkrankung bislang genannt, die sich auf den weltweiten Kunstmärkten steigender Preise erfreuen kann. Doch was ist hier Out- und was Insider Art? – fragt sich der Betrachter der Kunstwerke automatisch.

Vor allem aber zeigen die Werke, dass der Schaffensprozess selbst programmatisch umsetzt, was der Titel der Ausstellung benennt: Kunst trotzt Handicap! Das hier abgebildete Kunstwerk von Aurel Arens, der im Atelier der Pflege- und Lebensgemeinschaft in Wuppertal arbeitet, strotzt von Kraft, Lebensfreude und Energie. Aus dieser und zahlreichen weiteren Werkstätten der Diakonie hat der Kurator der Ausstellung, Andreas Pitz, Werke zusammengestellt, die im Zusammenhang

mit dem Ausstellungstitel konkrete Botschaften enthalten: Kunst lehnt sich auf gegen Behinderung, Einschränkung und Beeinträchtigung. Sie tut dies nicht nur, weil sie es schafft, Kunstwerke von Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzuführen, wodurch deren Gleichwertigkeit sinnfällig wird. Vor allem tut sie es, weil sie verdeutlicht, dass das, was zumeist prima vista als Beeinträchtigung wahrgenommen wird, tatsächlich das unverkennbare Markenzeichen eines Künstlers ist und eine eigene Qualität besitzt.

 Zu dieser Begegnung sind Sie herzlich eingeladen. Sie werden durch die Ausstellung sicher eigene Einstellungen, (Vor-)Urteile und Ansichten (über-)prüfen müssen, vor allem aber die Vielfalt, Qualität und Besonderheit von Kunst kennen lernen, die von Menschen mit und ohne körperliche oder seelische Beeinträchtigung geschaffen wurde. So hilft die Ausstellung gleichzeitig auch, die aktuelle Inklusionsdebatte zu befruchten und sich mit der Thematik aus einer neuen Blickrichtung auseinanderzusetzen.

(Text: Martin Brons, Bild: Aurel Arens, rot/petrol 2007 (©: Daniel Penschuck [FEINDESIGN])

Weitere Informationen im Internet unter www.kunst-trotzt-handicap.de und www.egidienkirche.de.

Öffnungszeiten:

St. Egidien: täglich von 10-18 Uhr.
„eckstein“ – Haus der Kirche: Mo-Fr von 9-20 Uhr; Sa von 9-17 Uhr.
Diakonisches Werk Bayern, Pirckheimerstraße 6: Mo-Fr von 9-12 Uhr und Mo-Do 13.30-16 Uhr.

 

Rahmenprogramm zur Ausstellung:

Vernissage mit anschließender Führung am 15. Juni 2016 um 18 Uhr in St. Egidien.
Sonntagsgottesdienste um 10.30 Uhr in St. Egidien mit inhaltlichem Bezug zur Ausstellung.
Finissage am 14. Juli 2016 um 18 Uhr in St. Egidien mit Führung und Podiumsdiskussion zum Thema „Ausstellung von Künstler/innen mit Handicap: Inklusion oder subtile Exklusion?“.