20 Jahre Nagelkreuz aus Coventry in St. Sebald

Am Buß- und Bettag, dem 17. November 1999 überreichte John F. Petty, der damalige Dompropst der anglikanischen Kathedrale aus Coventry /England der Sebalder Kirchengemeinde das Nagelkreuz. Damit wurde St. Sebald Mitglied der internationalen Gemeinschaft der Nagelkreuzzentren.

Das Nagelkreuz ist Symbol seit Ende des Zweiten Weltkrieges Symbol für den weltweiten Einsatz für Frieden und Versöhnung und verpflichtet damit für aktive Versöhnungsarbeit.

Am 14. November 1940 bombardierte die Deutsche Luftwaffe die Stadt Coventry. 550 Menschen starben, große Teile der Innenstadt und auch die spätmittelalterliche St. Michaels Kathedrale wurde zerstört.

Der damalige Dompropst Richard Howard ließ bei den Aufräumarbeiten drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale, die aus den Trümmern geborgen wurden, zu einem Kreuz zusammensetzen. Er ließ außerdem die Worte „FATHER FORGIVE“ (Vater vergib) in die Chorwand der Ruine meißeln. Sechs Wochen später lehnte Howard in einer Weihnachtsansprache im britischen Rundfunk jeden Gedanken an Rache ab und predigte Versöhnung. Auch die Sebalduskirche Nürnberg versteht sich nach ihrem Wiederaufbau explizit als Denkmal für den Frieden.

 

FATHER FORGIVE – diese Worte bilden den Kern des Versöhnungsgebetes, das nun seit 20 Jahren jeden Freitag um 12 Uhr nach dem Mittagsläuten auch in der Sebalduskirche gebetet wird. Weltweit gibt es über 160, in Deutschland 63 solcher Nagelkreuzzentren. Die Ziele der weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft sind nicht ausschließlich auf die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg ausgerichtet, sondern lauten: Wunden der Geschichte heilen, mit Verschiedenheiten leben und die Vielfalt feiern, an einer Kultur des Friedens bauen.

Als äußeres Zeichen der Verbundenheit erhält jedes Nagelkreuzzentrum ein Kreuz aus drei Nägeln von Coventry, das dem originalen Kreuz nachgebildet ist.

 

Die Verbindung mit der Kathedrale von Coventry hat Mitte der 1990er Jahre Hannelore Schüller hergestellt. Pfarrer Bernd Seufert von der Evangelischen Stadtakademie, Pfarrer Gerhard Schorr und Pfarrerin Gisela Scheer haben sich mit vielen anderen Menschen für diese Idee engagiert.

Drei Mal wurde Anfang der 2000er Jahre der Sebalder Versöhnungspreis ausgelobt, viele Jugendliche und Schulen beteiligten sich an Friedens- und Versöhnungsprojekten in der Stadt der Menschenrechte.

Besuche in und aus Coventry, Schultheaterprojekte und andere Aktionen, auch gemeinsam mit dem Arbeitskreis Asyl, trugen und tragen den Versöhnungsgedanken weiter.

Text: Annette Lichtenfeld
Artikelfoto: Archiv St. Sebald

Info

Genau zwanzig Jahre später, am 17. November 2019, kommt zur Feier des  Jubiläums The Very Reverend John Witcombe, Dean of Coventry, nach Nürnberg und wird im Festgottesdienst in der Sebalduskirche um 10 Uhr predigen. Im Anschluss an den Gottesdienst sind Sie zum Empfang eingeladen.