Themenartikel
Ideen und Tipps aus dem Pilgerzentrum der Jakobskirche
Spirituelle Exerzitien unter Corona-Bedingungen

Vielleicht sind sie Ihnen schon einmal begegnet. Im Alltag auf der Straße oder in der U-Bahn in ein Buch vertieft: Menschen, die spirituelle Exerzitien machen. Sie fallen nicht auf und haben doch einen ganz anderen Blick auf die Dinge.

Sprituelle Exerzitien sind im weitesten Sinne Ausdrucksweisen des Glaubens. Fünf Menschen aus dem Pilgerzentrum St. Jakob erzählen, wie sie unter Corona-Bedingungen ihren Glauben gepflegt haben und diesen weiterhin pflegen. Und sie verraten, ob sie Tipps für die Passions- und Fastenzeit unter Corona-Bedingungen haben.

Ich bin wieder auf die Gottesdienste im Deutschlandfunk (DLF)  sonntags um 10 Uhr gekommen, die ich früher jeden Sonntag gehört habe (da konnte ich etwas länger schlafen). Kerze anzünden, Ev. Gesangbuch bzw. Gotteslob bereitgelegt. Und zu Ostern „Urbi et Orbi“ um 12 Uhr. Allerdings konnte ich dieses Jahr die Tränen nicht mehr zurückhalten, weil alles eine große Einsamkeit ausstrahlte.
Ansonsten lange Spaziergänge und die Gedanken laufen lassen … und dafür danken, dass es meiner Familie, meinen Freunden/Freundinnen gut geht.
Angelika Bootz

Ich werde in einen Park gehen oder mit dem Fahrrad in die Natur fahren, an einer schönen Stelle absteigen, dann zu Fuß weitergehen und schließlich stehen bleiben und darauf lauschen, was mein Gehör empfängt: Vogelstimmen, entfernte Autogeräusche, einen Viertelstundenglockenschlag. Dann stimme ich einen Kanon an und singe oder summe einfach für mich: „Schweige und höre. Neige deines Herzens Ohr. Suche den Frieden.“
Oliver Gussmann

Kennen Sie die Veranstaltung „Schweigen um die Stadtmauer“? Einmal freitags im Monat bietet das Pilgerzentrum diese Veranstaltung an. Auch diese konnte, wie so vieles, nicht stattfinden. Sind Sie schon einmal allein schweigend um die Stadtmauer gelaufen? Immer wieder bin ich allein gelaufen. Beim genauen Betrachten und Begehen stellte ich fest: Alles ändert sich: meine Sichtweise, meine Ansicht, meine Wahrnehmung, mein Verhalten während des Laufens, meine Körperhaltung, meine Geisteshaltung, die Menschen um mich herum, die Bäume, der Verkehr, die Baustellen, die Wände, die Farben, die Helligkeit, die Lautstärke, das Gefühl der Einigkeit und so vieles mehr!
Was ich in der nächsten Passions- und Fastenzeit auf jeden Fall wieder mache:
Ich nehme mir Zeit für die Ökumenischen Alltagsexerzitien online. Das Ritual, jeden Tag möglichst zur gleichen Zeit in mich zu gehen, mich auf die Texte und das Thema „Zwischenwelt“ einzulassen und mich anschließend darüber auszutauschen, ist genial. Ich freue mich drauf!
oekumenische-alltagsexerzitien.de/
Tanja Zeller

Pilgern, Jakobsweg, „… wenn nix mehr geht – dann gehst“! Und das mache ich bewusst (fast) jeden Arbeitstag: Ich pilgere von der Jakobskirche Richtung Hauptmarkt und von da aus in mein Büro. Und selbst, wenn ich im Außendienst bin: Ich freue mich immer, wenn ich in meinem Bezirk auf die Jakobsweg-Markierung treffe, z. B. in St. Leonhard, Schweinau, Röthenbach, Reichelsdorf.
Ich mache jedes Jahr für die Familie und Freunde einen „Jakobsweg-Kalender“. Es ist herrlich zu sehen, wie sich im Laufe der Jahre die Mitpilger, aber auch die Wege verändern …
Das heißt ich „blättere“ in mittlerweile 16 Jahren Jakobsweg und suche mir dabei die passenden Fotos raus, spannend!
Ich bin demütig und dankbar, dass ich heuer trotzdem zum Grab eines Apostels auf dem Jakobsweg pilgern konnte: Zum Hl. Matthias nach Trier. Und im Herbst war ich noch von Coburg nach Nürnberg unterwegs, anstrengend – jede Menge Brauereien und Biergärten …
Konrad Nieberle

Ich besuche gern Friedhöfe. So vielfältige und tiefgehende Ausdrucksformen des Glaubens findet man sonst nur selten so geballt. Besonders berühren mich geschmückte oder verwahrloste Gräber, ich trauere an Kindergräbern, ich ertappe mich, wie ich bei manchen Grabinschriften und Gravuren auf Grabsteinen ins Fantasieren komme, wer dieser Mensch wohl gewesen sein mag.
Manchmal finde ich auch etwas zum Schmunzeln und immer etwas zum Nachdenken. Gerade in der Passionszeit kann ich auf den Friedhöfen viele Hoffnungsbotschaften in Wort und Bild entdecken. Die Nürnberger Friedhöfe erschließe ich mir gerade ganz neu und werde dort sicher noch viele Runden drehen.
Hannes Schott

Auf dieser Seite habe ich ein paar Ideen
für Sie zusammengestellt, wie sich so ein spiritueller Gang auf dem Friedhof gestalten lässt. 

Für den Friedhofsgang Gesangbuch und Notizbuch (bzw. diese Seite der Citykirche) einpacken und wettergemäße Kleidung anziehen. Wenn gewünscht, schöne Blumen kaufen, die auf solche Gräber gelegt werden, die entweder kaum gepflegt werden oder besonders berühren.

Zeit nehmen, um Grabinschriften und Gravuren zu studieren und Besonderes im Notizbuch zu notieren oder es abzuzeichnen.


Welche Verse sind trostreich:

Welche Bilder sind besonders hoffnungsvoll:

An Gräbern Verse aus Gesangbuchliedern sprechen 

(z. B.: „So nimm denn meine Hände“, „Ich bin ein Gast auf Erden“, „Befiehl du deine Wege“ …).

Zum Schluss notieren:
Wie fühle ich mich:

Was hat mir Hoffnung gegeben:

Text und Artikelfotos: Hannes Schott