Innenstadt
Nicht jeder kann sich Lebensmittel im Supermarkt leisten. Wer wenig Geld hat, geht zur Tafel. Damit das Essen Bedürftige erreicht, arbeiten in Nürnberg Dutzende Ehrenamtliche.
Aufgetafelt von Ehrenamtlichen

Nicht jeder kann sich Lebensmittel im Supermarkt leisten. Wer wenig Geld hat, geht zur Tafel. Damit das Essen Bedürftige erreicht, arbeiten in Nürnberg Dutzende Ehrenamtliche.
Eine Viertelstunde bevor es losgeht, sind die Kisten mit Gemüse, Obst und Backwaren bereits vorbereitet – auf langen Tafeln. Die Ehrenamtlichen der Schweinauer Ausgabestelle der Nürnberger Tafel sind bei den letzten Vorbereitungen. Ein Grüppchen überwiegend älterer Damen hat seine Arbeit bereits getan und hält am Rand hinter den Tischen sitzend ein kleines Schwätzchen.
Eine von ihnen ist Anne Adler. Seit sechzehn Jahren arbeitet sie schon ehrenamtlich für die Tafel. „Man will etwas tun, vor allem als Rentner“, sagt sie. Das sei jedoch nicht der einzige Grund, weshalb sie schon so lange dabei ist: Die Zusammenarbeit mit den Kollegen sei toll, außerdem schätze sie die Arbeit an einem Ort, an den so viele verschiedene Menschen kommen.

Unter denen, die das Angebot der Tafel annehmen, sind Anne Adler zufolge sowohl Ältere als auch Familien, Ur-Nürnberger sowie Menschen mit Migrationshintergrund, die teilweise kaum Deutsch sprechen – „alles querbeet“. Laut Internetseite verteilt die Tafel regelmäßig Essen an rund 6.000 Bedürftige.

Klar, dass unter so vielen Menschen auch ein paar dabei sind, die das Angebot für selbstverständlich halten. Das könnten die Ehrenamtlichen jedoch gut verschmerzen, sagt Anne Adler: „Manchmal ärgern wir uns, aber meistens lachen wir drüber.“ Die meisten seien eben doch nett. Und hin und wieder würden besonders schöne Erlebnisse herausstechen: „An Weihnachten kommt dann die alte Omi und bringt uns Plätzchen.“

Das Essen, das an der Tafel ausgegeben wird, kommt Anne Adler zufolge überwiegend von Supermärkten. Außerdem beteiligten sich einige private Anbieter wie zum Beispiel Bäckereien. Nicht verkaufte Lebensmittel holen Tafelmitarbeiter ab und liefern es an die Ausgabestellen. Laut Internetseite sammeln sie insgesamt fünf Tonnen Essen pro Tag ein. Dieses werde von etwa 150 ehrenamtlichen Mitarbeitern in den fünf Nürnberger Ausgabestellen verteilt.
In Schweinau arbeiten rund 20 Ehrenamtliche hinter den langen Tischen und hinter den Kulissen. Herrinnen über eine der beiden Kühltheken am Ende des Raumes sind Irma Kubitza und Marianne Neunhöffer. Beide schätzen an ihrem Ehrenamt vor allem die Atmosphäre unter den Kollegen. „Mir ham a gudes Team“, sagt Irma Kubitza, und Marianne Neunhöffer pflichtet ihr bei: „Und daher bassd des.“ Marianne Neunhöffer ist seit zwei, Irma Kubitza seit 14 Jahren dabei. Letztere hatte damals eine Freundin, die einen blassroten Tafelausweis und somit die Berechtigung hatte, Lebensmittel von der Tafel zu beziehen. Die Freundin habe ihr erzählt, dass dort immer Helfer gesucht würden. So sei sie schließlich zu ihrem langjährigen Ehrenamt gekommen.

Dort hat sie auch einiges zu tun: Mittlerweile herrscht Hochbetrieb. Dicht an dicht schieben sich Menschen in einer langen Schlange langsam an den Lebensmitteln vorbei und bestellen mal hiervon, mal davon. Fleisch und Fisch gibt es an einer zweiten Kühltheke, gekennzeichnet mit Bildern im DIN-A4-Format.. Das Ferkel, dessen Foto über den Schweinefleischprodukten hängt, trägt rote Gummistiefelchen.
Über Wurstwaren, Fischfilets und Co. wacht Peter Schmidt. Unter all den ehrenamtlich engagierten Frauen im Raum fällt er als Mann direkt auf. „Ja, da stimmt was mit der Quote nicht“, sagt Peter Schmidt und lacht. „Ich lass mich aber nicht unterbuttern. Die haben mich hier alle lieb.“ Ein Satz, auf den von mehreren Seiten Protestrufe ertönen: „Jaja, pass du nur auf!“

Die Arbeit kann für die Ehrenamtlichen mitunter anstrengend und stressig sein – für ein paar Neckereien oder Scherze im Team reicht die Zeit aber immer.
Text & Bilder: Hannah Friedrich