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Bei deinem Namen gerufen
Bei deinem Namen gerufen

Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! (Jesaja 43,1)

Wir alle haben einen Namen.

Manche Namen sind ganz frisch. 

Ida zum Beispiel. 

Schon sehr früh erkennt ein neugeborenes Baby seinen Namen und reagiert, 

wenn Mama oder Papa den Namen nennt.

Andere heißen seit fast einem Jahrhundert Hans oder Hannelore. 

Untrennbar verbunden sind Name und 

Person. 

Wie oft wird unser Name genannt im Laufe eines Lebens: 

zärtlich und streng, lockend und fordernd. 

Manchmal hofft man sehr, dass der eigene Name nicht aufgerufen wird, in der Schule z. B., wenn man die Hausaufgaben nicht gemacht hat.

Ein anderes Mal wünscht man sich sehr, dass ein anderer unseren Namen nennt, 

der Liebste; der, nach dem man sich sehnt.

Wie oft wird unser Name genannt im Laufe unseres Lebens.

Nicht nur Menschen rufen unseren Namen.

Auch Gott ruft uns bei unserem Namen:

Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, 

ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!

Anna, Lukas, Mia, Anton, Elise, Julian, Emma,

Leon, Lotte, Hannes, Sarah, Paul, Thomas,

Karin, Laura, Ludwig, Sabine, Ernst, Jana, Valentin.

Ida, Hans, Hannelore. Und wie wir alle heißen.

Gott ruft uns bei 

unserem Namen.

Nicht fordernd, nicht streng.

Nicht: Lars, was hast Du schon wieder 

angestellt?

Oder: Eva, was soll das denn?

Nein, sondern:

Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, du bist mein!

Du bist mein! Du gehörst zu mir.

Ich habe Dich erlöst: 

Ich habe Dich freigemacht von allem, wovon Dich der Schuh drückt.

Wie oft verbinden wir mit einem Namen ein Bild, ein Urteil:

Die Lena ist immer so unfreundlich.

Lennard ist total musikalisch.

Keine kann so schön malen wie Marie.

Richard – der ist stinkfaul.

Das kann einen freuen – oder auch ziemlich niederdrücken.

Alle unsere Bilder und Urteile spielen bei Gott keine Rolle.

Ich habe dich erlöst, das heißt: 

Ich mache Dich frei auch von dem, was 

andere über Dich sagen und denken.

Du bist mein. 

In meinen Augen bist Du gut. 

Weil ich Dich liebe.

Das verspricht Gott jedem Menschen bei der Taufe.

Die alte Mutter lebt seit Jahren im Heim.

Wenn ihre Tochter zu Besuch kommt und in das Zimmer geht,

ist das immer eine bange Minute: 

Wird sie mich erkennen? 

Weiß sie meinen Namen?

Manchmal lächelt die Mutter wie aus dem Nichts uns sagt: Ach, Anne, das ist ja schön, dass Du kommst.

Meist aber schaut sie erstaunt und fragt: 

Wer sind Sie? Was wollen Sie?

Ein großer Schmerz ist das für die Tochter: 

Die Mutter, die ihr selbst diesen Namen 

gegeben hat, weiß ihn nicht mehr. 

Kennt ihren Namen nicht mehr.

Bei Gott ist unser Name in das Buch des 

Lebens eingeschrieben, tief in sein

Gedächtnis und in sein Herz, sodass unser Name nie ausgelöscht werden kann.

Gott ruft uns bei der Taufe bei unserem 

Namen in das Leben mit ihm.

Irgendwann ruft er uns bei unserem Namen dann wieder zu sich in seine ewige Liebe.

Und davor und dazwischen und danach hält er uns in seiner Hand. 

Das Wasser, das bei unserer Taufe über

unseren Kopf gegossen wurde,

das ist schon längst wieder getrocknet. 

Aber unsere Namen, die vergisst Gott nicht.

Niemals.

Das hat er uns versprochen:

Fürchte dich nicht, du bist mein!

Text: Annette Lichtenfeld
Foto: Adobe Stock