Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,

„Namen sind Schall und Rauch“. Dieses Zitat stammt nicht aus der Bibel, sondern aus Goethes Faust. Doch die Bibel weiß es besser: Namen sind dort eben nicht Schall und Rauch, sondern haben eine Bedeutung, die oft entweder mit der Geburt des Namensträgers verbunden ist oder eine Hoffnung für die Zukunft ausdrückt.

Schaue ich in alte Schulhefte, dann sehe ich, dass ich mich früher mit „Hannes C. Schott“ oder „H. C. Schott“ abkürzte, damals wollte ich wohl meinen Namen aufplustern und mich hierdurch wichtigmachen. Inzwischen ist, wie bei vielen Geistlichen, die Berufsbezeichnung mit meinem Namen manchmal untrennbar verwachsen und ich bin der „Herr Pfarrer“ oder der „Herr Pfarrer Schott“, als wenn der Pfarrberuf wie der Doktortitel nach der Promotion Teil des Namens wäre. (Manchmal bekomme ich sogar Post an „Herrn Pfarrer Dr. Schott“, dann möchte ich mich selbst der Amtsanmaßung bezichtigen.) Ich weiß, dass dies für viele Kolleg*innen nicht unproblematisch ist, da es dem protestantischen Priestertum aller Getauften widerspricht, dass der Pfarrberuf da so wichtiggemacht wird.

Ich erinnere mich daran, wie seltsam die Beerdigung eines „Herrn Schott“ für mich war, die ich vor einigen Jahren hielt. Und ein anderes Mal sprach ich den schwierigen Namen eines Enkelkindes falsch aus, sodass die Oma ihn richtig während der Trauerfeier empört rein rief. Das war mir ziemlich peinlich.

Über den Namen macht man keine Witze, das erzähle ich meinen Schüler*innen in  der Grundschule, denn die Eltern haben diesen ja für einen herausgesucht und man selbst hatte keinen Einfluss darauf. Natürlich sollte niemand nach seinem Vor- oder Nachnamen beurteilt werden (wenn man auf Google nach den „Seltsamsten Nachnamen Deutschlands“ sucht, finden sich einige interessante Beispiele).

Vielleicht inspiriert Sie diese Ausgabe, sich mit

Ihrem eigenen Namen zu beschäftigen, sich zu

fragen, warum Ihre Eltern den wohl damals für Sie herausgesucht haben und was sie damit ausdrücken wollten. Oft waren das auch Zusagen wie bei den biblischen Figuren, und bei der Taufe wurde dieser Name noch einmal bestätigt.

Sie lesen in dieser Ausgabe auch von Menschen, die ihren Namen aus verschiedenen Gründen geändert haben. Außerdem erfahren Sie, was die beliebtesten Vornamen in Nürnberg sind, die Eltern derzeit für ihre Kinder auswählen.

Während ich dieses Vorwort schrieb, wurde ich gefragt, warum dieses Magazin den Namen Citykirche trägt. Ob es nicht besser wäre, das Evangelische oder das Nürnbergerische herauszustellen?

Eine interessante Frage – aber ob es irgendwann zu einer Umbenennung kommt, ist fraglich. Denn im Gegensatz zu Schall und Rauch, die schnell verklungen und verdampft sind, bleiben Namen – und Umbenennungen sind ein langwieriger Prozess.

Ich wünsche Ihnen im Namen des Redaktionsteams eine angeregte Lektüre und viel Freude mit unserer Citykirche!

Ihr

Hannes Christian Schott

Pfarrer in St. Jakob, der sonst seinen zweiten Vornamen nicht mehr so öffentlich präsentiert – obwohl er ihm sehr ans Herz gewachsen ist.