„Wenn du scheiterst, dann ist es so, aber wenn du es nicht versuchst, wirst du dich immer ärgern.“ Das sagte sich Benedikt Engelhard, als er 2014 den entscheidenden Schritt ging und sich selbstständig machte. 2013 hatte er bei der Crowdfunding-Plattform Kickstarter den Prototyp einer Virtual Reality-Brille gesehen, sie sofort bestellt und ausprobiert. Dieses Erlebnis ließ ihn nicht mehr los: „Das hat irgendein Feuer in mir entzündet, dieser erste Kontakt mit Virtual Reality.“ Engelhard kündigte seinen Job als Berater bei einer Softwarefirma und gründete 2014 zusammen mit Doris Conrad das Startup Cykyria. Seitdem fertigt das kleine Unternehmen VR-Module, wie zum Beispiel einen Autosimulator, für die Unterhaltungsbranche und für Messen und Events. Der Weg dahin war nicht immer einfach. „Unternehmensgründung lernt man nicht an der Uni“, meint Engelhard. Nachdem er sich lange und ausführlich informiert hatte, sei er zu dem Schluss gekommen, dass er die größte Entscheidungsfreiheit im Unternehmen als Einzelunternehmer behalten würde. Schließlich sei er eines Tages einfach zur Stadt gegangen und habe sein Gewerbe angemeldet. Die größten Hürden kamen jedoch erst danach: „2014 waren wir Pioniere der ersten Stunde in Virtual-Reality und hatten bis Ende des Jahres große Pläne“, erzählt Engelhard. Die VR-Brillen, auf die sich das gesamte Konzept Cykyrias stützte, kamen jedoch erst viel später als gedacht auf den Markt. Ohne die Brillen waren Cykyrias Produkte nutzlos – es hieß also warten und hoffen. Nicht nur finanziell sei diese Zeit eine große Belastung für das junge Unternehmen gewesen. Immerhin sei es denkbar gewesen, dass die VR-Brillen gar nicht mehr auf den Markt kommen würden – „dann hätten wir einpacken können.“ Angst habe er jedoch nie gehabt, sagt Engelhard. Schon damals, als er seinen Job kündigte, habe er gewusst: „Ich muss das machen, sonst werde ich nicht glücklich.“ Er versuche, aus Rückschlägen immer zu lernen und sich und sein Unternehmen zu verbessern, immer getreu dem Grundsatz: „Man darf nicht aufgeben.“ Eine große Herausforderung sei für Cykyria auch heute noch, dass sich der Markt für VR „rasend schnell“ entwickle, und sich die Firma somit ständig anpassen müsse. Doch bis jetzt scheint die Strategie aufzugehen: Andere Startups seien gescheitert, „aber uns gibt’s noch.“ Noch im Geschäft zu sein ist allerdings nicht der einzige Erfolg. Engelhard kann so einige Highlights aus Cykyrias kurzer Vergangenheit aufzählen: Ein Spiel der Firma, das mittlerweile weltweit im Einsatz ist, eine Produktpräsentation mit acht VR-Stationen, von denen sogar der damals 80-jährige Chef der Kundenfirma begeistert war. Der Andrang an Messebesuchern, die Cykyrias Angebot testen wollten. Die Präsentation eines Moduls auf einer Gala, bei der der damalige Bundespräsident Joachim Gauck eingeladen war. Als großen persönlichen Erfolg sieht Engelhard, dass er Co-Autor eines Sachbuches wurde, das letztes Jahr im Hanser Verlag erschien. Obwohl es nicht immer einfach war, habe er die Gründung von Cykyria nie bereut. „Es war eine sehr abenteuerliche, steinige Reise zum Erfolg. Aber es war eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte.“
Text: Hannah Friedrich
Fotos: Cykyria, iStockphoto
Benedikt Engelhard ist Gründer und Geschäftsführer von Cykyria, einem Unternehmen, das Virtual Reality-Module herstellt.