Marianne Vordermayr setzt sich im 300-jährigen Barockjubiläumsjahr von St. Egidien mit den Brüchen von Nürnbergs einziger Barockkirche auseinander. So wird sich ein bildhafter, assoziativer Bogen zu den Spuren des barocken Wiederaufbaus von St. Egidien spannen.
Die Egidienkirche in ihrer jetzigen Form ist Zeugnis zeitlicher Umbrüche. Die Ausdruckskraft des barocken Wiederaufbaus vor 300 Jahren wurde nach der Zerstörung der Kirche im zweiten Weltkrieg sehr reduziert wiederhergestellt. In der Ausstellung Zeitläufe kommt die barocke Formensprache auf ungewohnte Weise durch wiederentdeckte und sorgsam aufbewahrte Objekte dieser Zeit durch Arbeiten mit Fotografie und Bewegtem Bild zur Geltung: Dabei wird sonst Verborgenes durch Marianne Vordermayr hervorgeholt und mit Einblicken in den barocken Kirchenraum und seinen Details von Ornamenten und Bauelementen in Beziehung gesetzt. Die Künstlerin setzt sich mit den Objekten in ihrer persönlich, assoziativen Gestaltungsform auseinander. Auf diese Weise entstehen Arbeiten, die nur durch die Begegnung im Raum erlebbar werden. Vordermayr folgt dem übergeordneten Gedanken der Veränderung von Räumen in Bezug zur Zeit. Sie erschafft so neue Bildräume, die nicht nur persönliche Ausgangspunkte sind, sondern auch Ansichten einer neuen Wirklichkeit bieten. Diese Wirklichkeit ist aber häufig verstellt; entweder durch ein Bild im Bild oder durch die Verzerrung des Bildes. In ihrem Werk sucht die Künstlerin den Umgang mit Realität und Wahrnehmung, mit Erinnerung und Vergessen und dem schwierigen Begriff Heimat. Dabei gelingt es ihr, Bildräume zu schaffen, die die Anwesenheit der BetrachterInnen mit reflektieren: psychische und physische (Zeit-)Räume und Gedankenräume. So eröffnet der Kirchenraum bei der Ausstellung an verschiedenen Positionen eine Auseinandersetzung mit dem schon Vorhandenen und tritt in Bezug zu den medialen, stillen und bewegten Bildern im Raum. Blickt der Betrachter auf die Projektion der barocken Kircheninnenräume, entsteht zunächst die Frage nach dem, was zu sehen ist. Die Projektion verwirrt durch die Verfremdung der gewohnten perspektivischen Wahrnehmung und die damit neu entstandene und ungewohnte Form der Raumwahrnehmung. Dann aber stellt sich die Frage, in welcher Zeit und Realitätsebene man sich als Betrachter befindet, wenn man auf diese Bewegung im Raum blickt.
Text: Martin Brons
Fotos: privat
Die Ausstellung wird gefördert durch die Stadt Nürnberg-Kulturreferat, die Kulturstiftung der Sparkasse Nürnberg und das Dekanat Nürnberg.
Zur Künstlerin
Marianne Vordermayr, lebt und arbeitet in Nürnberg und am Ammersee. Sie studierte Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg in der Klasse von Heike Baranowsky und wurde zur Meisterschülerin ernannt. An der Fachakademie für Fotodesign in München studierte sie Fotografie. Sie nahm an Ausstellungen u.a. in Nürnberg, München, Köln, Villach und Berlin teil. www.mariannevordermayr.de
Infos und Begleitprogramm
Mittwoch, 13. Juni bis Freitag, 20. Juli täglich, 9-18 Uhr in St. Egidien. Eintritt frei Rahmenprogramm Mittwoch, 13. Juni, 18 Uhr, Vernissage und Empfang im Rahmen der ökumenischen Vesper Zeitläufe Raum.Klang.Installationen, Improvisationen Maximilian Vogt (Tenor) Jeanne Vogt (Violine) Christoph Naucke (Percussion) Schülerinnen und Schüler (Q11) des Willstädter Gymnasiums (Raumklänge) Musikalisches Konzept: KMD Gerd Kötter Ansprache: Dekanin Christine Schürmann Liturgie: Stadtdekan Hubertus Förster Sonntag, 1. Juli, 10.30 Uhr Kunstgottesdienst Pfarrer Thomas Zeitler, Predigt Manfred Meier-Appel, Musik