Themengeschichte
Statements und Ideen
Die gute Zukunft

Was ist „die gute Zukunft“? Antworten auf diese Frage gibt es vermutlich so zahlreiche, wie es Menschen gibt. Im persönlichen Bereich dagegen wünschen sich die meisten Menschen für Ihre Zukunft Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen – für sich selbst und für ihre Lieben. Über das Private hinaus werden die Wünsche und Vorstellungen globaler. Was eine gute Zukunft ist, das haben wir engagierte Menschen gefragt. Sie sprechen hier für den Bereich des gesellschaftlichen, sozialen oder kirchlichen Lebens, in dem sie tätig sind.

Jürgen Bergmann
Mission EineWelt und Kirchlicher Entwicklungsdienst

In unserer globalisierten Welt ist eine Zukunft dann „gut“, wenn Menschen und Mitwelt weltweit ein Leben in Würde und Zufriedenheit führen. Die Ökonomen rechnen uns vor, dass längst genug für ein auskömmliches Leben aller da ist – es müsste nur gerechter verteilt werden. Die Klimaforscher wissen, dass wir den Klimawandel in Grenzen halten können – wenn sich die Politik nur genug einsetzen würde. Auch wir als Kirche werden uns in einer guten Zukunft noch mehr für weltweite Fairness und Nachhaltigkeit einsetzen. Da kann übrigens jede Kirchengemeinde mit der neuen Auszeichnung „Gemeinde: Fair und nachhaltig“ ein Zeichen setzen. 

Glücksforscher wissen längst, dass ab einem bestimmten materiellen Niveau das individuelle Glück nicht weiter durch Konsum vergrößert werden kann. Auch unsere weltweiten kirchlichen Partner beweisen uns, dass ein gutes Leben „anders“ aussehen kann als das, was wir gewohnt sind. In einer guten Zukunft lernen wir voneinander und miteinander. Wir werden Spiritualität neu erleben. Wir werden fromm sein und politisch.

Paolo Chesi
Arbeitskreis Asyl

Stell dir vor, Menschen finden bei uns Aufnahme, die wegen Hunger oder Gewalt ihr Heimatland unter Lebensgefahr verlassen müssen. 

Stell dir vor, diese Menschen können bei uns die Schule besuchen und eine Ausbildung machen. 

Stell dir weiter vor, diese Menschen brauchen keinen Anwalt, um ihr Recht zu bekommen, und werden im Notfall medizinisch versorgt. 

Stell dir auch vor, diese Menschen müssen nicht mehr im Schatten der Gesellschaft leben, nicht mehr in Containern oder Gemeinschaftsunterkünften wohnen, sondern in einer Wohnung mit Nachbarn. 

Dann kannst du dir auch vorstellen, der Arbeitskreis-Asyl wäre dann überflüssig. 

Michael Bammessel
Präsident des Diakonischen Werks Bayern

Die Aufgaben für die Diakonie werden weiter wachsen
Unterstützung brauchen künftig beispielsweise wohl noch mehr vereinsamte alte Menschen, gestrandete Arbeitsmigranten, vom Wohnungsmangel Betroffene oder psychisch angeschlagene Menschen. Ebenso wird der Bedarf an Ganztagsbetreuung, an nachbarschaftlichen Netzwerken oder auch an palliativer Begleitung am Lebensende weiter wachsen. Für alle diese Aufgaben braucht es eine starke Diakonie.

Lebenswichtig für die Diakonie: Genügend Mitarbeitende gewinnen
Aufgrund der Altersstruktur in Deutschland verschärft sich der Kampf aller Branchen nach künftigen Fachkräften. Soziale Berufe sind krisenfest, sinnerfüllt, den Menschen zugewandt, ordentlich bezahlt und deshalb durchaus attraktiv. Allerdings müssen Arbeitsbedingungen, Gestaltungsspielräume und Aufstiegsmöglichkeiten verbessert werden. Und wir werden noch mehr junge Menschen aus dem Ausland brauchen für die Mitarbeit hier bei uns.

Nur eine diakonische Kirche ist glaubwürdig
Das Zusammenspiel von Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen vor Ort muss intensiviert werden. In manchen Arbeitsgebieten wird die Diakonie auch die finanzielle Unterstützung der Kirche benötigen. Und: Die Diakonie lebt vom Gebet der Gemeinde.

Ulrich Willmer
Mitglied der Landessynode

Aussicht in eine Zukunft voller Leben
Die Kirche hat eine bunte Landschaft: Unterschiedlich, vielfältig und doch bestimmt und deutlich, wenn es um Menschenrechte, Klimagerechtigkeit und Demokratie geht. Hass und Hetze haben da keinen Platz. Die Kirche ist muntere Akteurin inmitten der Zivilgesellschaft, zusammen mit anderen. Sie versteht sich als Netzwerk und ist Bestandteil im Netzwerk der Stadtgesellschaft. Hier ist Raum fürs Engagement.  Hier entsteht Bewegung, die verändert. Und die anderen im Netzwerk tragen mit: Initiativen, Institutionen, Einrichtungen, Einzelne.

Da bringen wir uns mit unserem Glauben ein, mit unseren Fragen, mit unseren Werten. Wir kommen ins Gespräch, reden miteinander, hören einander zu, lassen die biblischen Befreiungsgeschichten lebendig werden. Andere werden zu Beteiligten, machen mit, entscheiden mit: Glaubende, Zweifelnde, Suchende, Menschen aus anderen Religionen.

Die Kirche bietet gute Orte: Orte der Besinnung, des Nachdenkens, des Betens, des Feierns. Sie trägt diesen Geist hinaus, traut sich, durch offene Türen rauszugehen ins Freie, auch in den ungeschützten Raum, aber immer voller Vertrauen auf den, der mit uns geht und dessen guter Geist uns belebt: Jesus Christus.

Rudolf Koch
Altenheimseelsorger in Fürth

Die Zukunft war früher auch besser
„Die Jugend ist unsere Zukunft“ – das hört man immer wieder (gern) und meint:
Auf die Jugend kommt es an! Es ist so wichtig, die im Blick zu haben und sie auch (für die Kirche) zu gewinnen. Jugend – ist schon super! Aber – ob es Ihnen gefällt oder nicht: „Das Alter ist unsere Zukunft!“

Jede*r von uns persönlich, aber auch die Gesellschaft, sie alle altern, und unsere Kirche auch. Ich denke an die Altenheime und an die Altenheimseelsorge. Und an die riesigen Jahrgänge der Babyboomer (1955–1964): Heute sind es die Eltern, die vielleicht einen Pflegeplatz beanspruchen. Wie sind da die Erfahrungen? In einigen Jahren kann das die eigene Zukunft sein: Wie möchte ich, dass Pflegeeinrichtungen ausgestattet sind? Und die Altenheimseelsorge! Dass sie noch Stellen hat, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende, die die Atmosphäre eines Hauses erheblich zum Guten mitprägen? „Heute schon an Morgen denken“ – so wirbt eine Versicherung für die Altersvorsorge. Ich möchte werben für einen ehrlichen Blick auf unsere Einrichtungen, für Seelsorge und Begleitung, Trauern und Lachen, Unzureichendes zu benennen und Gutes mit zu entwickeln. Dann kann die Zukunft gerne noch etwas besser werden.