Kunst
Der Autor, Marco Popp, im Gespräch mit Susanne Bammessel, Touristenseelsorge St. Lorenz
Die Restaurierungsgeschichte der Lorenzkirche im 19. und 20. Jahrhundert

„Schon 1998 als damals 21-jähriger war ich fasziniert von der Baugeschichte dieser Kirche und ihrem Aussehen.“

Susanne Bammessel: Lieber Marco, wir haben alle gespannt gewartet, wie das neue Buch von dir aussehen würde. Nun ist es da. Was sind die „Eckdaten“ deines Werks?

Marco Popp: Das Buch hat jetzt 816 Seiten. Es sind etwa 800 Abbildungen darin zu sehen, davon ca. 50 farbige. Die weiteren 750 schwarz-weißen Bilder stammen zu einem großen Teil alle aus dem Lorenzer Archiv.

SB: Das bedeutet, man hat damit auch ein Buch in der Hand, das das Lorenzer Archiv – im Zeitraum von zwei Jahrhunderten – abbildet?

MP: Ja. Ohne die Arbeit in verschiedenen Archiven, vor allem aber im Lorenzer Archiv, wäre das nicht zu schaffen gewesen. Die Auswertung der Archivalien ist hier direkt eingeflossen.

SB: Kein Wunder. Du warst ja lange Zeit für die Betreuung des Lorenzer Archivs verantwortlich und hast in dieser Funktion natürlich auch viel Zeit dort verbracht. Das muss man schon mögen. Wann fing eigentlich deine Begeisterung für die Lorenzkirche an?

MP: Das kann ich noch ziemlich genau sagen. Meine Eltern hatten mir einmal, als sie von Nürnberg vom Einkaufen zurückgekommen waren, zwei Vereinshefte des „Vereins zur Erhaltung der Lorenzkirche“ mitgebracht. Schon 1998 als damals 21-jähriger war ich fasziniert von der Baugeschichte dieser Kirche und ihrem Aussehen. Ich hatte mich schon immer für Architektur und Kirchenbau interessiert. Meine erste Liebe galt allerdings der Michaeliskirche in Hof. Deren Baugeschichte wollte ich zunächst auch in meiner Masterarbeit während des Studiums aufgreifen.

SB: Wieso kam es dann anders?

MP: Mein Doktorvater in Bamberg, Prof. Dr. Achim Hubel, hat mir empfohlen, über die Lorenzkirche zu schreiben. Dort ließe sich auch genügend Stoff für eine Dissertation finden. Das Problem war nur: Es gab bereits eine frühere Abschlussarbeit, die den Zeitraum des Wiederaufbaus behandelte. Also musste das Thema anders gefasst werden.

SB: Das war möglich durch einen bestimmten Focus?
MP: Ja, für mich ist all das eng verbunden mit der Person Georg Stolz. Diesem ehemaligen Baumeister von St. Lorenz verdanke ich sehr viel. Im Grunde habe ich in unzähligen Gesprächen mit ihm immer mehr und mehr erfahren im Lauf der Jahre. Anfangs war er mir gegenüber eher etwas distanziert. Er hielt mich

zunächst eben für einen sehr jungen Studenten. Später hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis. Vieles, was er wusste und herausgefunden hat in seiner Tätigkeit, hat er mündlich und in vielen Aktennotizen in seiner markanten Handschrift an mich weitergegeben. Der Schwerpunkt lag also darauf, die Arbeit von Georg Stolz in und an St. Lorenz zu zeigen. Das bedeutete, ich musste auch die Zeit des Wiederaufbaus behandeln, in der er von 1951 an noch mit Julius Lincke zusammen gearbeitet hatte, bis er 1956 selbst bauleitender Architekt wurde.

SB: Wie kam es dann zu dem doch insgesamt langen Zeitraum von 1806 an, den die Arbeit im Blick hat?

MP: Es war die Idee meines Doktorvaters, meine Masterarbeit als Dissertation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurück ausarbeiten zu lassen.

SB: Ist also das Buch, das wir jetzt in Händen halten, deine Dissertation?

MP: Ja. Der Text ist eins zu eins der Text meiner Dissertation. Georg Stolz hat viele Teile des Manuskripts gelesen. Noch wenige Wochen vor seinem Tod hat er sogar den Abbildungsband durchgeblättert. Wir saßen damals in seinem Wohnzimmer, das weiß ich noch sehr genau.

SB: Wie lange hast du insgesamt an der Arbeit gesessen?

MP: Von 2007 bis 2011, alles in allem.

SB: Kannst du in deiner jetzigen Tätigkeit bei der unteren Denkmalbehörde in Mainz etwas von deinem Wissen über die Restaurierungsgeschichte der Lorenzkirche anwenden?

MP: Die Art und Weise, wie Denkmalpflege verstanden wurde, früher im 19. Jahrhundert und dann immer wieder mit anderen Akzenten, bis heute – das ist sehr spannend. Viele neue Sichtweisen lassen sich durch die Beschäftigung mit diesen langen Zeiträumen besser einordnen.

SB: Jetzt müssten wir ein neues Gespräch anfangen. Ich hoffe, dass wir das immer wieder tun – und dass wir weiterhin in Kontakt bleiben. Denn ich kann in meiner Arbeit als Touristenpfarrerin in St. Lorenz nicht auf dich verzichten. Schön, dass du jetzt im Juli in den Vorstand des „Vereins zur Erhaltung“ gewählt worden bist! Und dass du immer wieder in Nürnberg sein wirst dadurch – allein schon wegen der Sitzungen des Vorstands. – Danke für das Gespräch.

(Text: Susanne Bammessel, Bild: Jonathan Bammessel)