Kunst
Woher die Jakobskirche ihren Namen hat
Donnersohn oder Wadlbeißer?

Vermutlich kommt „Jakob“ von einem hebräischen Verb, das „schützen“ oder „bewahren“ heißt, sodass der Name mit einem ergänzten Gottesbezug „Gott möge schützen“ bedeutet.

In der Bibel finden sich weitere Herleitungen, die von „Betrügen“ oder von der „Ferse“. Der biblische Stammvater Jakob hat sich ja bei der Geburt an der Ferse seines Zwillingsbruders Esau festgehalten, um mit rausgezogen zu werden. Wegen dieser Geschichte wurde Jakob von einem Professor des Alten Testaments auch der „Wadlbeißer“ genannt. Dies ist aber wohl keine Faulheit, sondern eigentlich will Jakob den Konkurrenten hier schon zurückziehen und selbst der Erstgeborene sein. Die diesbezüglichen Rechte ergaunert er sich in den Geschichten im 1. Buch Mose.

Auch wenn in die Kirche St. Jakob manchmal aufgrund ihrer Lage Menschen mit betrügerischem Potenzial kommen, hat sie wenig mit dem alttestamentlichen Stammvater gemein: sie will niemandem den Rang streitig machen.

„Gott möge schützen“– das passt für die vielen Menschen, die zur Jakobskirche kommen und zum Apostel Jakobus (dem Älteren), nach dem sie benannt ist. Der war ursprünglich Fischer und wurde einer der zwölf Jünger, galt später als eine der „Säulen der Gemeinde“ (Galater 2,9) und mit seinem Bruder Johannes als einer der „Donnersöhne“ (Markus 3,17). An prominenten Stellen wie bei der Verklärung oder im Garten Gethsemane wird er erwähnt. In der Apostelgeschichte (Apg 12,1-3) findet sich seine Enthauptung – und damit beginnt die Legende, die seinen Leichnam und seine Verehrung bis ins ferne Santiago de Compostela brachte und das Pilgern zu ihm begründete. Das Pilgerzentrum und die vielen Pilger, die seit Jahrhunderten in die Jakobskirche kommen, sind auf seiner Spur.

Papst Calixtus II. setzte im 12. Jahrhundert den 25. Juli als Jakobustag ein, und auch das „Jakobsbuch“ über den Apostel und seine Verehrung wird ihm (wohl fälschlicherweise) zugeschrieben.

Darin findet sich aber folgende schöne Beschreibung: „Er lebte nur eine kurze Zeitspanne nach der Passion Christi, aber er gewann eine große Menge des Volkes, denn er war von sehr schöner Gestalt, von vornehmem Äußeren, stattlichem Wuchs, makellosem Körper, frommem Geist, liebenswürdigem Auftreten, mit Weisheit begabt (…), voll reger Nächstenliebe, von gläubiger Hoffnung (…), freundlich in der Lehre, wahr in seinen Worten, klug in der Rede (…), von verschwenderischer Freigiebigkeit für die Armen, zu jeder Hilfe für die Diener Gottes bereit …“

Insofern passt der so beschriebene Kirchenpatron Jakobus sehr gut zur diakonischen und niederschwelligen Jakobskirche.

Text: Hannes Schott
Foto: Corpus Vitrearum Deutschland/Freiburg i. Br., Foto A. Gössel