Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,

einstimmig hat sich unser Redaktionsteam diesmal für ein eher mysteriöses Titelbild entschieden. Was das denn sein soll? Die ausführliche Erklärung finden Sie auf Seite 10 in diesem Heft, im Artikel von Annette Lichtenfeld. Aber so viel schon vorneweg: diese japanische Tradition, Scherben miteinander zu verbinden, versinnbildlicht das Thema dieser Citykirche in wunderbarer Weise. Es geht uns um die Brüche des Lebens, die Unvollkommenheiten, die Renovierungen, die unser Dasein notwendigerweise begleiten und es nicht weniger wertvoll, sondern reicher, bunter und einzigartiger werden lassen.

Denn anders, als uns das unsere von der Hochglanz-Ästhetik der Werbung geblendete Leistungsgesellschaft oft propagiert, tun Brüche und Unterbrechungen, Abbrüche und Umbrüche unserer Vollkommenheit gerade keinen Abbruch. Nicht nur, dass unsere Welt ein „immer schneller“, „immer perfekter“ und „immer mehr“ nicht mehr verkraftet, die Unvollkommenheit gehört vielmehr zum Plan Gottes.

Ob es das Gebot zur Pause und Ruhe ist oder die tägliche Umkehr als Kerndynamik unseres
Glaubens: wir glauben, dass das Nicht-Perfekte unser Leben gesünder und lebenswerter macht. Dementsprechend finden Sie das in den Artikeln dieses herbstlichen Heftes – beispielsweise erklärt in drei Beiträgen über Blumen, Gemüse und Pilze, aber auch in den feinfühligen Gedanken zu den Stimmungen, die unser Leben im Herbst und Winter unangenehm heimsuchen und die doch dazugehören.

Auch Renovierungen tragen der Unvollkommenheit Rechnung – ebenso wie den Möglichkeiten, mit ihr umzugehen. In dieser Citykirche wird viel renoviert: an menschlichen Körpern und alten Kirchen. Der Leitartikel meditiert über Gerüste, ein Erfahrungsbericht lädt uns ein, Geduld zu lernen und Sie können sich darüber informieren, wie das mit den Gerüsten in der Lorenzkirche und am Sebalder Pfarrhof vermutlich weitergehen wird.

Ich hoffe, Sie finden Spaß daran, durch diese 84. Ausgabe der Citykirche zu blättern, und wir treffen uns dann bei einem der in ihr angekündigten Gottesdienste oder kulturellen Ereignisse. Pandemiebedingt ist unser Terminplan immer noch nicht ganz so zuverlässig, wie Sie das sonst von ihm gewohnt sind.

Und unabhängig davon liegt es ja auch in der Natur der Sache, dass dieses Heft, wie jede Zeitschrift, ein unvollkommenes Unterfangen bleiben muss. Aber vielleicht finden Sie für sich den goldenen Faden, den goldenen Kitt, der die Bruchstücke der einzelnen Beiträge zu einem schönen und hilfreichen Ganzen zusammenfügt.

Bleiben Sie behütet,

Ihr Jan Martin Depner
Pfarrer St. Lorenz