Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,  

wieder halten Sie eine Weihnachtsausgabe in Händen, wieder stehen Tage vor der Tür, von denen wir nicht wissen, wie sie sich darstellen

werden. Das gilt natürlich seit Anbeginn der Welt für Vorausblicke aller Art. Und Vorfreude war wahrscheinlich auch noch nie gänzlich ungetrübt. Aber in diesen letzten Jahren liegt das Beklemmende des Lebens offensichtlicher, näher und unausweichlicher mit auf dem Tisch – auf dem Gabentisch, von dem klassischerweise Weihnachtsromantik und große Freude ausgehen.

Und doch gilt auch 2022, dass Menschen ihr Leben als Geschenk begreifen und dass das Nachdenken darüber besonders gut zu Weihnachten passt. Zu dem Fest, an dem die Christen feiern, dass Gott erschienen ist und sich uns geschenkt hat. In jede, wirklich jede Situation hinein.

Schon auf unseren ersten Seiten ist eigentlich alles gesagt. Wir haben Mitmenschen gebeten, zu beschreiben, wo sie Beschenkt-Sein erlebt haben. Und das ist dann so unterschiedlich und vielschichtig geworden, wie wir Menschen sind und wie das Thema ist: Ob Beschenkt-Sein

sich in einmaligen Momenten oder andauernder Stabilität von Beziehungen zeigt. Ob berauschend oder ganz nüchtern oder auch die Frage nicht scheuend, wo wir angesichts der Weltlage einen Perspektivwechsel brauchen.

Weiter hinten in dieser Ausgabe wiederholt sich das noch einmal aus spätmittelalterlicher Perspektive: Zwei Altargemälde, die eine klassische Geschenkszene des Glaubens festhalten, umspannen das Thema ganz detailreich und tief und geben theologische Deutung zu der Geschichte, in der weise Männer Gott erkennen und aus der dann die legendären Heiligen drei Könige wurden: Unsere Deutungen helfen zu interpretieren, aber lassen auch Raum für ganz andere Deutungen des Grundmotivs, dass wir als Menschen beschenkt sind.

Wieder zum Anfang zurück, finden wir den wohltuend ernsten Aspekt, dass Schenken ein Verb ist. Wir verschenken uns und Lebensmittel: das ist notwendig … Not wendend … sinnstiftend. Und davon klingt auch etwas in der folgenden heiteren Weihnachtsgeschichte an, von der ich aber nichts vorwegnehmen möchte.

Bevor ich jetzt weiter beschreibe, was Sie sonst noch alles lesen könnten, ermutige ich Sie lieber, unangeleitet auf Entdeckungsreise zu gehen. Vielleicht begleitet Sie dieses Heft ja auch noch im Januar und Sie lesen den einen oder anderen Artikel dieser Ausgabe erst in ein paar Wochen. 

Sie finden wie immer auch alle nötigen Informationen über die zahlreichen Veranstaltungen in der Weihnachtszeit und ein paar Highlights aus dem Leben der Gemeinden in der Innenstadt. Das Programm ist wieder voller als in den letzten zwei Jahren und wir hoffen, dass all das, was wir mit Lust und Liebe vorbereitet haben, dazu beitragen wird, dass diese Advents-, Weihnachts- und Epiphaniaszeit zu einer guten Zeit für uns alle wird. Einer Zeit, in der wir uns gegenseitig reich beschenken. Seien Sie beschenkt (= gesegnet),

Ihr

Jan Martin Depner

Pfarrer St. Lorenz