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Das Leben der Familie Bartholl aus Nürnberg hat sich grundlegend geändert. Vor acht Monaten kam ihre Tochter Nora zur Welt. 
In der Rushhour des Lebens
Mark und Tamara Bartholl mit Nora in ihrer Mitte

„Anfangs musste ich mit den schlaflosen Nächten klarkommen“, erzählt Tamara Bartholl. Inzwischen sitzt die 33-Jährige ganz entspannt auf der Couch mit Tochter Nora und ihrem Mann Mark. Zunächst hatte sie sich das mit dem Baby ein bisschen einfacher vorgestellt.

Aber dann kamen die alltäglichen Herausforderungen, die sie einfach unterschätzt habe: Blähungen, Magenschmerzen, nächtlicher Hunger, eben all das, was in den ersten Lebensmonaten eines Kindes ganz normal ist. Obwohl sie damit gerechnet hat, habe es dennoch ganz schön geschlaucht. „Dadurch stieg natürlich auch der eigene Schlafbedarf“, gibt Tamara zu. Trotzdem sei sie „mit viel Liebe“ allen Aufgaben nachgekommen, auch nachts, „wenn Wiegen und Füttern angesagt waren.“ Mit der Zeit sei es ihrem Kind wieder besser gegangen und auch das Schlafen in der Nacht habe sich jetzt gut eingependelt.

Sturm der Gefühle

Mark Bartholl war gleich nach der Geburt seines Kindes in die Elternzeit gegangen. Rückblickend lobt er vor allem die Arbeit der Hebamme. Sie habe die jungen Eltern vor, während und nach der Geburt kräftig unterstützt. Der 43-Jährige arbeitet im öffentlichen Dienst und hat mit seinem kommunalen Arbeitgeber aktuell Elternteilzeit vereinbart, damit er in der zusätzlichen freien Zeit seine Frau unterstützen könne und mehr von der Familie habe.

Bei der Geburt seiner Tochter sei ein „Sturm der Gefühle“ über ihn hereingebrochen. „Wenn ich Nora anschaue, freue ich mich immer wieder, was das für ein Wunder ist“, sagt Mark und ergänzt: „Am meisten freut mich, dass Tamara und ich als Team agieren.“

Für beide sei 2020 ein „stürmisches Jahr“ gewesen. Zuerst habe er ihr einen Heiratsantrag gemacht. „Dann haben wir geheiratet, das Kind bekommen und ein Haus gekauft“, erzählt er. 

Gegenwärtig wohnt die junge Familie in einer Mietwohnung mit enger, innerstädtischer Bebauung im Umfeld, doch: „In 1½ Jahren können wir umziehen und wenn ich dann noch einen Baum gepflanzt habe, ist alles perfekt.“

Perfekte Eltern gibt’s nur auf Instagram

Die beiden Eltern sind dankbar für die Unterstützung, die sie sowohl aus der eigenen Familie als auch vom Freundeskreis bekommen haben. Für Tamara war das eine neue Erfahrung: „Ich musste erst lernen, die Hilfe anzunehmen und zuzustimmen, wenn es ums Einkaufen und Saubermachen in der Wohnung ging. Das war aber total wichtig.“

Die medizinische Fachangestellte ist gegenwärtig zu Hause in Elternzeit bei der Tochter. Vor der Geburt von Nora hatte sie sich im Internet und über Fachliteratur informiert, um sich auf die Rolle als Mutter vorzubereiten. Aus dieser Erfahrung warnt Tamara Bartholl aber davor, sich „nicht blenden zu lassen“ von den Informationen aus dem Netz.

Vielmehr habe sie die Erfahrung gemacht: „Es gibt nicht nur Sonnenschein. Man darf die ‚perfekten Eltern‘ auf Instagram nicht als Maßstab sehen.“ Es sei ganz normal, dass junge Mütter und Väter an die Grenzen ihrer Belastungsmöglichkeiten kommen.

Für Mark Bartholl sind es drei Dinge, die Eltern in solchen Situationen beherzigen sollten: „Ruhe bewahren, realistisch bleiben und miteinander im Gespräch bleiben.“

Text und Artikelfoto: Paul Schremser