Themenartikel
Geheimnisse der kirchen
Kleine Geheimnisse

St. Jakob

Geheimnisvolle Gräber in und um St. Jakob

Im 13. Jahrhundert war eine Siedlung von Sensenschmieden um die Kapelle von St. Jakob, sprich um den Vorgängerbau der heutigen Kirche. Die Sensenschmiede galten als hitzige Leute. 

Eines Tages hatte im Reichswald die Wolfsplage überhandgenommen. Deswegen unternahm der Burggraf Friedrich mit seinen beiden Söhnen Hans und Sigmund eine erfolgreiche Wolfsjagd. Als die Söhne danach zu einem Jagdschlösschen bei St. Jakob wollten, mussten sie durch die Siedlung der Sensenschmiede. Dabei ließen sie ihre Jagdhunde zu locker laufen. Ein Kind der Sensenschmiede saß vorm Haus und war in ein Wolfsfell gewickelt. 

Die Hunde der Burggrafensöhne, die auf Wölfe abgerichtet waren, bissen es zu Tode. Die Sensenschmiede, blind vor Wut, erschlugen Hans und Sigmund. Anschließend flüchteten die Sensenschmiede und verließen ihre Siedlung. Hans und Sigmund wurden unter dem heutigen Hochaltar begraben. Als Jahrhunderte später die Wünschelrutengänger durch St. Jakob liefen, fanden sie an der Stelle, an der die Gebeine der Burggrafensöhne liegen sollten, ein Energiefeld.

Eine regelrechte Wallfahrt nach St. Jakob gab es später eine Zeitlang zum Grab eines nicht näher genannten Heiligen. Denn bis zum 16. Jahrhundert gab es einen Friedhof um die Kirche. Angeblich reckte sich die Hand dieses Heiligen unter dem Stein aus dem Grab hervor. Der Bischof von Bamberg verbot die Wallfahrt zu diesem offensichtlichen Schwindel.

Auch der berühmte Minnesänger Tannhäuser hatte angeblich seine letzte Ruhestätte in St. Jakob gefunden. In einer Krypta, deren Eingang inzwischen nicht mehr zugänglich ist, soll er begraben liegen. Von einem Haus am Jakobsplatz grüßt seine Statue das vermutete Grab.

Text: Hannes Schott, Quellen: Leyh/Weidinger: „St. Jakob Nürnberg“, Regensburg 1988; Stritzke: „Es war einmal. Nürnberger Sagen und Geschichten“, Nürnberg 1983

Foto: Oberfränkischer Ansichtskartenverlag

St. Lorenz

Geheimnisvolle Türen

Wenn sich in Märchen- und Abenteuerfilmen geheimnisvolle Türen und Gänge auftun, wird es immer besonders spannend. Was da wohl dahinter ist? Eine Mischung aus Neugier und Angst erfasst einen. Solche „Geheimtüren“ und unbekannte Gänge gibt es einige in den Lorenzer Türmen zu finden. Bei einer normalen Turmführung kommt man an Türen vorbei, auf denen in altmodischen Buchstaben steht, wohin sie führen: zur Orgel, zum Dachboden usw. 

Aber wohin führen die unbeschrifteten Türen an Seitenwänden oder Endmauern? Vielleicht ist dort gar nicht das Ende? Geht es hinter der Tür hinauf oder hinunter? Zu einer dieser geheimnisvollen Türen musste ich über ein Holzleiterchen steigen. Und dann war da plötzlich noch eine Tür, die führte mich in einen Seitengang mit gotischen Bogen nach rechts und links. Ich stand plötzlich auf einer Ballustrade im Freien! Hinter einer anderen Tür führte eine schmale Wendeltreppe abwärts. Hörte sie plötzlich auf? Und was war mit dieser Tür hinten an der Mauer? Gebückt musste ich mich hindurchwinden. Wo war ich gelandet?

Dort ging ein Gang weiter: offenbar war ich jetzt im anderen Turm. Ich verlor ganz die Orientierung. Und da oben an jener hölzernen, doppelstöckigen Tür leuchtete der Tag herein. Was mochte draußen sein? Würde ich gleich in die Tiefe stürzen, wenn ich sie geöffnet hätte? Gänge, Treppen, Richtungswechsel – hier ließe sich wunderbar ein Krimi ansiedeln, der zwischen den geheimnisvollen Türen spielt, mitten in den Geheimnissen der Türme der Lorenzkirche. 

Text: M.Ortlieb/F.Zahn
Foto: privat

St. Egidien

Geheimnis in St. Egidien

Jedes Jahr im Frühling ändern sich die Lichtverhältnisse in der Egidienkirche. Dann strahlt früh morgens das Licht im Seitenschiff zu den Kapellen hinein. Auf diese Weise wird das Bild am Hochaltar ganz besonders beleuchtet. Ich stelle mich dann gern ein paar Minuten davor und betrachte es.

Immer wieder kommen mir die gleichen Fragen: Da ist dieser Engel auf dem van-Dijk-Bild. Er schaut so traurig. Warum nur? Was denkt er wohl gerade? Was würde er mir und uns denn wohl sagen, wenn er es könnte? 

Das Bild stellt die Kreuzabnahme Jesu dar.

Da dieses Bild aber zu klein war für den barocken Hochaltar, wurden ein paar Engel in Wolken dazu gemalt. Sie sehen optisch ganz anders aus als der Engel von van Dijk. Auch deren Gesichtszüge und deren Mimik erzählen etwas ganz anderes. Ich habe gar den Eindruck, dass sie wütend sind wegen dem, was da geschehen ist, und dass sie mir sagen wollen: Was hast Du denn daraus gelernt? Und was machst Du damit? Die Bibel sagt uns doch, dass Jesus uns mit seinem Sterben und Tod erlöst hat und uns zum ewigen Leben führen wird. 

Das bleibt für mich ein Geheimnis.

Text: Christa Kelp, Mesnerin
Foto: Archiv St. Egidien

St. Sebald

(M)ein Geheimnis in der Sebalduskirche

Viele Menschen bestaunen im Ostchor der Sebalduskirche die überaus prächtige Sakramentsnische (um 1370). Die reich verzierte, massive Eichenholztür in roten und blauen Farbtönen mit viel Gold zieht die Blicke auf sich. Das gewaltige Kunstwerk hat eine Höhe von sechseinhalb Metern.

Fast niemand allerdings entdeckt auf dem Fenstersims darüber eine kleine, unscheinbare Darstellung: Dort sind die geretteten Seelen zu sehen. Von unten fast nicht zu sehen, entziehen sie sich den Blicken der Besucher*innen.

Ich habe sie selbst erst entdeckt, als der Fotograf Thomas Bachmann sie vom Chorpodest aus, welches einmal dort gestanden hat, in luftiger Höhe fotografierte.

Gerade in unserer Zeit spricht mich diese Darstellung sehr an. Die Auferstehung, die Rettung der Seelen – diese Hoffnung trägt und stärkt Menschen seit Jahrhunderten.

Man muss schon ein paar Schritte zurücktreten von der Pracht des dominierenden Kunstwerkes und den Blick heben. Dann sieht man die geretteten Seelen.   

Text: Sylvia Cibulka, Mesnerin
Foto: Archiv St. Sebald