Innenstadt
Glücksmomente in Zeiten von Corona
Kondensstreifenfreies Blau

Meine Lieblingsstrecke ins Grüne startet am Marienbergpark, geht vorbei an Tuchergelände und Ziegelstein und mündet in Buchenbühl im Sebalder Reichswald. Das bedeutet immer auch, dass man eine ganze Strecke, die am Flughafengelände entlangführt, unter den startenden und landenden Maschinen ‚durchtauchen‘ muss, bis sich wirklich das Gefühl von Ruhe und Natur einstellen kann.

Aber ganz anders in Corona-Zeiten: nicht nur das kondensstreifenfreie Blau am Himmel war erstaunlich und ungewohnt. Auch die plötzliche Stille in Flughafennähe war eine wirkliche Überraschung – und ein Genuss! Das ‚Waldgefühl‘ war schon auf der Höhe des Feuerwehrlöschteichs da und lud ein, an Stellen zu verweilen, die man vorher möglichst schnell hinter sich gelassen hatte.

Als Ersatz für das alljährliche Klimapilgern, das wir wegen der Pandemie absagen mussten, hatten wir im Juni einen Tag mit ‚nature  writing‘ organisiert. Also einer kreativen Methode, um sich mit sprachlich-literarischen Mitteln in Verbindung zur umgebenden Natur zu setzen. Ich verbrachte den Tag an diesem ‚neu entdeckten‘ Fleckchen Wald und bin sogar mit einem (bescheidenen) Gedicht über den ‚Löschteich‘ nach Hause gekommen. Ein kurzer Zeitraum, der öko-spirituelle Erfahrungen möglich gemacht hat. Ob sie wirksam bleiben?

Text: Thomas Zeitler
Artikelfoto: iStockphoto.com