Gesellschaft
HERBSTSAMMLUNG
Leben bis zuletzt

Menschen am Lebensende benötigen eine gute Pflege. Sie brauchen aber auch menschliche Begleitung und Zuwendung. In vielen christlichen Hospizen wird nicht von Patienten, sondern von Gästen gesprochen, die bis zu ihrem Lebensende versorgt werden.
Neben Pflegekräften, Seelsorgern und Therapeuten sind auch ehrenamtliche Hospizbegleiter tätig. Mit den Spenden, die vom 9. bis 15. Oktober für die Herbstsammlung des Diakonischen Werks Bayern gegeben werden, können beispielsweise die Aus- und Fortbildungen der Mitarbeitenden in den Hospizen bezuschusst oder komplett bezahlt werden.

Der Augenblick, in dem ein Mensch stirbt, sei deutlich zu spüren. „Die Stimmung im Raum verändert sich von einem Moment zum anderen.“ Der das sagt, hat Erfahrung mit dem Tod von Menschen. Seit fünf Jahren arbeitet Alexander Kulla in einem Hospiz, inzwischen als dessen Leiter. „So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden ist von Mensch zu Mensch der Moment des letzten Atemzugs.“

Seit einiger Zeit stellt der 38-Jährige fest: Immer mehr Sterbende wollen am Ende des Lebens ihre Ruhe haben und allein sein. „Trotzdem ist immer jemand in der Nähe“, betont Kulla, „der da ist, wenn es nötig wird.“

„Leben bis zuletzt“ ist nicht nur Wahlspruch, sondern Anspruch der Hospizarbeit. „Unsere Gäste wissen, dass der letzte Lebensabschnitt gekommen ist“, sagt Kulla. Diese Zeit würdevoll und ohne Schmerzen zu gestalten, dafür gebe es gut ausgebildetes Personal. Es wird von motivierten Hospizbegleitern unterstützt. Die Ehrenamtlichen haben Zeit für Gespräche und zum Zuhören. Sie begleiten die Gäste bei Spaziergängen und sind auch dabei, wenn gestorbene Menschen versorgt werden.

Viele neue Hospizgäste haben erst kurz zuvor die Diagnose für ihre schwere Krankheit erhalten. Oft ist es ein Krebsgeschwür im weit fortgeschrittenen Stadium, das der Arzt erst jetzt entdeckt hat. „Wir sind dann die, mit denen zum ersten Mal über den bevorstehenden Tod gesprochen wird“, sagt Kulla.

Deshalb gehören auch die Seelsorger fest zum Mitarbeiterteam. Sie besuchen jeden Gast und machen die spirituelle Begleitung bis zum Tod. Wenn es die Angehörigen wünschen, übernimmt ein Pfarrer auch die Aussegnungsfeier im Hospiz. „Ohne Zeitdruck“, das ist Hospizleiter Kulla besonders wichtig. Denn das Abschiednehmen soll in Ruhe möglich sein.
Die letzten Dinge rechtzeitig regeln

Seit vor zwei Jahren ein neues Palliativ- und Hospizgesetz in Kraft getreten ist, ist auch die Finanzierung besser geregelt. Den Löwenanteil übernehmen die Pflege- und Krankenkassen. 5 % müssen die Hospize durch Spenden aufbringen. Für die Gäste im Hospiz heißt das: Der Aufenthalt ist in voller Höhe bezahlt. Manche sind nur ein paar Stunden zu Gast im Hospiz, andere mehrere Monate.

Dann appelliert der Hospizleiter daran, rechtzeitig die letzten Dinge zu regeln. Er habe selbst eine Patientenverfügung formuliert, „mit meinen persönlichen Wertvorstellungen.“ Denn, so Kulla: „Zum Leben gehört auch der Tod.“

Text: Paul Schremser
Fotos: Diakonie Erlangen, Paul Schremser
SPENDENKONTO

Stadtmission Nürnberg e.V.
IBAN: DE36 5206 0410 0702 5075 01
BIC: GENODEF1EK1

Verwendungszweck:
Herbstsammlung 2017