Cityreformation damals
Pirckheimerstraßen-Gedanken

Geht es Ihnen auch so, dass Sie öfters einmal durch die Pirckheimer-
straße fahren oder sie zu Fuß queren?
Sie ist eine quirlige Verkehrsader in der Nordstadt und erinnert uns an den Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer (1470 – 1530), der als Nürnberger Ratsherr und zeitweilig auch als Diplomat und Militär für die freie Reichstadt tätig war.

Ein wirklich vielseitig interessierter Mann aus einer Nürnberger Ratsfamilie, auch wenn er in Eichstätt geboren wurde. Ein Kind aus gutem Hause mit guten Karrierechancen, die er auch nutzte. Er studierte in Padua und Pavia Jura, Geschichte, Philosophie, Geografie und Mathematik. Die Ideen des Humanismus prägten ihn, die Gesamtschau der Ideen von Menschlichkeit. Er strebte danach, das menschliche Dasein durch geistige Studien zu verbessern. Dabei griffen die Humanisten gerne auf das antike christliche und heidnische Erbe zurück. Pirckheimers drei Mottosprüche zeigen seine Motivation: „Initium sapientiae timor Domini“ („Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn“), „Vivitur ingenio, caetera mortis erunt“ („Man lebt durch den Geist, alles andere ist sterblich“) und „Virtus interire nequit“ („Tugend kann nicht sterben“).
Er war mit Albrecht Dürer befreundet und pflegte Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten seiner Zeit wie Erasmus von Rotterdam. Wie viele Humanisten sympathisierte er durchaus mit Martin Luther und sein Name erscheint in päpstlichen Bannbullen von 1520 und 1521 gegen Luther und seine Anhänger. Trotzdem blieb er dem entstehenden Protestantismus gegenüber immer eher kritisch eingestellt.

Aber der Straßenname erinnert mich immer auch genauso an seine Schwester Caritas (Taufname Barbara) Pirckheimer (1467 bis 1532), die sich, wie sieben ihrer Schwestern, für eine klösterliche Lebensform im Klarakloster entschied und dort auch dem Humanismus zugewandt lebte und eine bedeutende Persönlichkeit war.

Typisch, die Straße wurde natürlich nach dem Bruder benannt! Aber auch die hochgebildete Nonne pflegte einen Gedankenaustausch mit zahlreichen Dichtern und Gelehrten, u.a. mit ihrem Bruder Willibald, Erasmus von Rotterdam oder dem Dichter Conrad Celtis. Nach der Einführung der Reformation in Nürnberg 1525 vertrat sie besonnen und selbstbewusst ihren altgläubigen Standpunkt und verteidigte ihren klösterlichen Lebensentwurf. Kein geringerer als Philipp Melanchton setzte sich für sie ein. So konnte sie bis zu ihrem Tod im Kloster bleiben.

In diesem Jahr vor 550 Jahren wurde sie geboren. Zum 500jährigen Reformationsgedenken, bei dem die Ökumene ein wichtiger Faktor ist und es an vielen Orten „healign of memories“-Gottesdienste gibt, wäre es gut, dass wir Evangelische vor dieser Frau den Hut ziehen und sie immer bei Wegen auf der Pirckheimerstraße in ein ehrendes Gedächtnis einbeziehen.

Text: Christian Düfel
Bild: Madame Privé