Titelthema
Der Gottesdienst zum Auftauchen:
Pop Up um Elf geht ins fünfte Jahr

Am letzten Sonntag im Monat sieht der Innenraum der Jakobskirche anders aus als sonst. Über dem Altar steht eine große Leinwand, auf der die Liedtexte projiziert sind. Um den Taufstein hat eine Band Instrumente und Technik aufgebaut und probt noch ein paar Takte. 

Kameras werden eingestellt. Das Team an Liturg*innen, Prediger*innen und Moderator*innen trägt oft keine Talare, sondern ist manchmal sogar verkleidet. Es steht auch kein Bibeltext auf den Bildern, die für den Gottesdienst werben, sondern ein Popsong. Die alten Statuen und Gemälde der Kirche sind dieselben, so wie sie immer dort stehen, aber sie werden entweder anders angeleuchtet oder strahlen im Kontext der ungewöhnlichen Kirchenmusik und Texte etwas Neues aus.

Der Schwerpunkt des Gottesdienstes liegt eindeutig auf der Musik, die von einer Band, bestehend aus professionellen Musikern, gespielt wird. Die Liedauswahl ist vielfältig. Musikchef Pfarrer Chris Probst spielt selbst öfters mit und freut sich: „Pop Up um Elf verbindet in einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit radiotaugliche Popsongs mit traditionellen  Gesangbuchliedern und Worshipsongs für den Gottesdienst. Die Songs aus dem Popuniversum gewinnen oft im Kirchenraum eine neue Dimension und werden mit Gedanken erweitert, die bis in die Tiefe von Lebens- und Glaubensthemen reichen.“ Stadtdekan Jürgen Körnlein hat das Projekt von Anfang an begleitet hat und wirkt oftmals selbst mit. Er sagt: „Die Popsongs kommen unmittelbar aus unserer Lebenswelt – und reflektieren unsere Lebenserfahrungen. Wenn wir diese Songs dann von der Bibel und dem Glauben her betrachten, ergibt das ein ausgesprochen interessantes Miteinander von Bibel und unserer Lebenswelt. Dazu werden die Songs bei uns professionell dargeboten.“

Die Liedauswahl geht von Queen bis zu Adele, von den Beatles bis zu Johnny Cash, von Abba bis zu Peter Fox. Unterschiedliche Bands und Musikerkonstellationen sorgen für eigene Schwerpunkte und Stile. In jedem Gottesdienst gibt es ein kleines Mitgebsel, das die Gottesdienstbesucher*innen an die Botschaft der Predigt erinnern soll. Seit Corona ist Pop Up um Elf auch regelmäßig im Frankenfernsehen und auf YouTube zu sehen.

Durch den jetzigen Jakober Gemeindepfarrer Hannes Schott kamen auch deutschsprachige Songs von Reinhard Mey, Udo Lindenberg und Udo Jürgens ins Programm. Für ihn ist Pop Up um Elf in der Jakobskirche ein Geschenk: „Dass so eine aufwendige, kreative und lockere Gottesdienstform regelmäßig in St. Jakob gefeiert wird, ist schon etwas ganz Besonderes.“ Die Ideen gehen den Macher*innen noch lange nicht aus, da ist sich Schott sicher: „Da wir alle auf ganz unterschiedliche Musikstile stehen, finden wir immer wieder neue, tolle Lieder. Und oft kommt eine oder einer und sagt: Habt ihr schon das neue Lied von XY im Radio gehört? Das wär doch auch was  für uns!“

Das ungewöhnliche Konzept aus mehreren Mitwirkenden für Moderation, Liturgie und Predigt hat sich bewährt. In Vorbereitungstreffen tauschen sich die wechselnden Personen aus und bereichern sich gegenseitig mit ihren Ansichten und Impulsen, die die Songs bei ihnen auslösen. Diese werden vom Team ausgewählt. Durch intensiven Austausch kommen die Mitwirkenden zu einem passenden Bibeltext, zu Liedern und Gebeten. Jürgen Körnlein sieht darin eine Stärke von Pop Up um Elf: „Ich bin begeistert von der Synergie, die aus dem Miteinander der Beteiligten entsteht. Wir schauen zuerst immer gemeinsam auf den Gottesdienst, tauschen unsere Ideen aus und machen ein großes Ganzes daraus, bevor jeder seinen Part gestaltet.“

Chris Probst sieht auch in der familienfreundlichen Uhrzeit einen Grund für den Erfolg der Gottesdienste: „Das Gute an dem Pop-Up-Konzept  mitten in der Nürnberger Innenstadt  in St. Jakob ist, dass man nach dem gemütlichen Ausschlafen am Sonntag einfach auftauchen kann, und dann mit Musik, Popsongpredigt und beim Kirchenkaffee das Wochenende mit neuer Kraft und gechillt ausklingen lassen kann.“

Text: Citykirche
Fotos: Madame Privé