Gesellschaft
Reichtum und Hunger
Reichtum und Hunger
Der Grafiker Rudi Wagner hat das erste Werbemotiv für „Brot für die Welt" gestaltet

Als Geburtstunde von „Brot für die Welt“ gilt der 12. Dezember 1959. Um 20 Uhr ist der Saal der Deutschlandhalle in Berlin voll besetzt. Über dem Rednerpult reckt sich die „Hungerhand“ des Grafikers Rudi Wagner nach dem Schriftzug „Brot“. Der 80-jährige Bischof Otto Dibelius hält als Vorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Eröffnungsrede: „Der Hunger in der Welt ist eine ganz große Anklage.“

Im Jahr zuvor hatten die katholischen Bistümer das Hilfswerk „Misereor“ gründet. Das war einer der Gründungsimpulse für „Brot für die Welt“ als Aktion der Landes- und Freikirchen. Zumindest im Westen waren die Menschen im Nachkriegs-Deutschland zu etwas Wohlstand gekommen. Aber auch die Landeskirchen der damaligen DDR beteiligten sich an der Sammlung gegen die Armut in der Welt.

Dort wurden in den folgenden Monaten knapp fünf Millionen Ost-Mark gespendet. In der Bundesrepublik standen annähernd 19 Millionen D-Mark zu Buche. Diese Summen werteten die Organisatoren damals als großen Erfolg. Verteilt wurden die ersten Spenden auf über zehn Länder mit einem Schwerpunkt auf Indien.

Bei der 60. Aktion „Brot für die Welt“ sind in den Jahren 2018 und 2019 Spenden in Höhe von 63,6 Millionen Euro eingegangen, darunter allein aus Bayern 9,4 Millionen Euro. Nach Angaben des Diakonischen Werks Bayern hält der Freistaat damit im bundesweiten Vergleich den Spitzenwert.

* „Den Armen Gerechtigkeit“,

Hrsg. Diakonisches Werk der EKD, 2008, Kapitel 1

Text: Paul Schremser
Artikelfoto: Archiv DW Bayern