Themengeschichte
Treffen sich ein Vulkanier und ein Jedi-Ritter zum Gebet …
Religion in Science-Fiction

Als 1966 erstmals „Star Trek“ (Raumschiff Enterprise) ausgestrahlt wurde, staunten die Zuschauer. 

Eine Besatzung, die neben einer schwarzen Kommunikationsoffizierin (die Gleichstellung war in den USA noch ganz frisch) einen russischen Navigator (man befand sich mitten im kalten Krieg) und mit dem berühmten Mr. Spock einen außerirdischen Wissenschaftsoffizier beinhaltete.

Keine Differenzen auf der Erde, sondern die Erdlinge sind gemeinsam mit ihren Verbündeten unterwegs, um im Universum zu forschen und dabei ethische, soziologische und philosophische Fragen zu klären. 

Natürlich gab es mit feindlichen Außerirdischen wie den Klingonen auch Unstimmigkeiten und ebenso andersgeartete Konflikte im All – sonst wäre die Fernsehserie ziemlich langweilig geworden. Aber grundsätzlich gilt: Die Menschheit ist ein Volk von idealistischen Forschern, das seine Differenzen beigelegt hat, um gemeinsam den Weltraum zu erkunden. Als die Serie 1969 nach drei Staffeln abgesetzt wurde, entwickelte sich eine beispiellose Fankultur, die zu neuen Serien, Kinofilmen (in denen es dann sogar zu Frieden mit den Klingonen kam) und regelmäßigen Großtreffen führte. Treckies bzw. Trecker, wie sich die Anhänger der Serie nennen, grüßen sich mit dem „vulkanischen Gruß“ (Vulkanier sind die Außerirdischen mit den spitzen Ohren, zu denen Mr. Spock gehört). Dabei wird eine Hand zum Gruß erhoben und die Finger werden nur zwischen Ring- und Mittelfinger gespreizt, sodass ein „V“ entsteht.

Der inzwischen verstorbene Spock-Darsteller Leonard Nimoy, der selbst dem jüdischen Glauben angehörte, erfand den vulkanischen Gruß für die Star-Trek-Episode „Weltraumfieber“. Er ist an einen jüdischen Segen (Birkat Kohanim) angelehnt, bei dem ein Rabbi diese Handhaltung mit beiden Händen einnimmt, während die Gemeinde ihm den Rücken zuwendet. Die Geste symbolisiert den hebräischen Buchstaben Shin, welcher der erste des Wortes Shaddai (allmächtig) ist.

Zusammen mit der Geste werden in der Serie die Worte „Live long and prosper“ (in etwa „Lebe lang und wachse“; in Filmen und Serien unterschiedlich übersetzt) gesprochen. Im Grund ist der „Vulkanische Gruß“ ein Segen. Auch wenn Religion bei den sehr wissenschaftlich orientierten Menschen in „Star Trek“ nur noch kaum vorkommt, spielt sie bei den außerirdischen Völkern weiterhin eine große Rolle in unterschiedlichsten Facetten und ist Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen – sowohl in der Serie als auch in der Realität.

Während „Star Trek“ also eher auf einem wissenschaftlich-nüchternen Fundament daherkommt und seine Geschichten entspinnt, ist die andere große Weltraumsaga mythologisch völlig durchdrungen. Das geht so weit, dass es nicht nur im „Krieg der Sterne“ von George Lucas, der „vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis“ spielt, Jedi-Ritter gibt, sondern auch unter uns. 

Bei diversen Volkszählungen haben Menschen angegeben, dieser Religion anzugehören, deren bekanntester Spruch „Möge die Macht mit dir sein!“ ist – auch wieder eine Art Segen.

Im Film gibt es die „helle“ und die „dunkle Seite der Macht“, zu letzterer gehört als prominentester Vertreter der asthmatische Filmbösewicht Darth Vader. Beide Seiten befinden sich im dauerhaften Krieg um die Vorherrschaft im All. Welcher Seite der Macht die irdischen Vertreter angehören, wurde bei der Volkszählung wohl nicht abgefragt, ebenso wenig, ob die Religionsangehörigen so wie  ihre Filmvorbilder jeweils ein „Lichtschwert“ griffbereit dabeihaben. Der Reiz der Jedi-Religion ist wohl gegenüber unseren verfassten Religionen: Es ist alles recht einfach gehalten ohne große Dogmen und ohne Gott. 

Würde es diesen im „Star Wars“- Universum geben, wäre die „Macht“ wohl am ehesten mit dem Heiligen Geist vergleichbar – eine Kraft und Energie, die alles durchdringt. Anscheinend hat Lucas, der sich selbst als „gläubigen Menschen mit buddhistisch-methodistischer Überzeugung“ bezeichnet, bei der Kreation seiner Weltraumwelt seine Spiritualität einfließen lassen.

Und so ermöglicht die „Macht“ den Jedi-Rittern im Film quasi magische Momente, in denen Naturgesetze überwunden werden und „Wunder“ passieren. Ob dies den irdischen Jedi-Rittern auch möglich ist, darüber wurde bislang noch nicht berichtet.

„Star Trek“ und „Star Wars“ spielen in unterschiedlichen Denkwelten mit unterschiedlichen Mythologien, die beide begeisternde Geschichten und interessante Anstöße bieten. Im Zeichen einer interstellaren Ökumene empfehlen wir im Weltall einen Segenswunsch, der beide Systeme umfasst:

Möge die Macht mit uns sein – mit Glück und Wachstum!

Text: Hannes Schott
Artikelfotos: iStockphoto.com

Infos zum „Vulkanischen Gruß“ aus:

memory-alpha.fandom.com/de/wiki/Vulkanischer_Gruß