Innenstadt
Nachruf Pfarrer Gerhard Schorr
„Sein Lachen bleibt in Erinnerung“

In den Morgenstunden des 29. November 2020 ist Pfarrer Gerhard Schorr im Alter von 71 Jahren gestorben. Es war der 1. Adventssonntag. Im Sebalder Hauptgottesdienst hat Pfarrer Martin Brons an diesem Tag den Sebalder Pfarrhof wiedereröffnet. Zu dem Zeitpunkt war die Nachricht noch nicht bekannt, dass Gerhard Schorr einer langen Krankheit erlegen war.

Sein langjähriger Wegbegleiter Günter Gloser erinnerte beim Trauergottesdienst am 2. Dezember daran, dass es der damalige Sebalder Pfarrer war, der die Voraussetzungen für die späteren Restaurierungsarbeiten geschaffen habe: „Der Sebalder Pfarrhof wird immer mit Gerhard Schorr verbunden bleiben.“

Gerhard Schorr war mehr als 20 Jahre als Pfarrer an St. Sebald tätig. Er habe „wichtige Impulse für die Zusammenarbeit der Innenstadtgemeinden“ gesetzt, sagte Gloser. „Wenn heute die Kirchengemeinden St. Sebald und St. Egidien zusammengefunden haben, so wurden die ersten Weichen in seiner Amtszeit gesetzt.“ Gloser hat zwischen 2012 und 2018 im Sebalder Kirchenvorstand mitgearbeitet. 

In seiner Traueransprache zitierte er, was Gerhard Schorr zum 50-jährigen Jubiläum des Wiederaufbaus der Sebalduskirche geschrieben hat: „Stadtkirchen teilen das Geschick der Bürger. Sie stiften städtische Identitität und sind Stein gewordenes Gedächtnis ihrer Stadt.“ Das gelte seit dem 13. Jahrhundert für Nürnbergs älteste Stadtkirche. „Dafür arbeitete Gerhard Schorr“, unterstrich Gloser. Bei aller Alltagsarbeit habe sein Optimismus ansteckend gewirkt. „Sein Lachen bleibt in Erinnerung genauso wie sein schwäbischer Dialekt“, fasste es Gloser zusammen.

Gerhard Schorr wurde am 28. Juni 1949 in Augsburg geboren und legte dort sein Abitur ab. In Neuendettelsau, Heidelberg, Mainz und Erlangen studierte er evangelische Theologie. 1973 trat er als Vikar in Nürnberg-Ziegelstein seine erste Stelle an. Im selben Jahr heirateten er und seine langjährige Freundin Heidemarie Schorr. Ihnen wurden die Söhne Wolfgang, Martin, Helmut und Jonathan geschenkt.

Lebenslanges Engagement für Frieden und Gerechtigkeit

Gemeinsam mit Gerhard Schorr ist der frühere Sozialtheologe Hans-Gerhard Koch 1977 zum Pfarrer ordiniert worden. „Viele Freundschaften sind damals entstanden, die oft bis heute Bestand haben“, sagte Koch in St. Sebald. 1976 ist die Familie zunächst nach Würzburg und 1982 nach Nürnberg-Mögeldorf gezogen. In dieser Zeit habe sich Schorr im Sozialbereich engagiert, erinnerte Koch, und damals „durchaus riskante Hilfstransporte nach Rumänien“ organisiert. „Das war Teil seines lebenslangen Engagements für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.“

„Nach anfänglichem Zögern“, so Koch, nahm Gerhard Schorr 1993 den Ruf nach St. Sebald wahr. Bis zu seinem Ruhestand im September 2014 sei er „vielen Menschen begegnet und viele haben das bis heute nicht vergessen.“ Er hoffe, „dass wir uns in Gottes Ewigkeit wiedersehen.“

Die evangelisch-lutherische Partnergemeinde in Budapest hat sich schriftlich geäußert. Der ungarische Bischof Tomás Fabiny erinnert an die guten Beziehungen und die Freundschaft zu dem Verstorbenen. Auch im Namen der Burggemeinde in Buda drückte er sein „aufrichtiges Beileid“ aus.

Pfarrer Martin Brons ist Schorrs Nach-Nachfolger an der Sebalduskirche. Für viele „ist die eindrückliche Person Gerhard Schorr identisch mit der St. Sebalduskirche: eine Marke“, so Brons. Neben seinen Tätigkeiten als geschäftsführender Pfarrer habe er immer Zeit für persönliche Begegnungen gefunden. Brons erinnert sich, dass ihn Schorr vor rund 20 Jahren „in das Spannungsfeld zwischen Sebaldusgrab und Kreuzigungsgruppe von Veit Stoß geführt“ und ihm als damaligem Mitarbeiter der Internationalen Orgelwoche „ein Gefühl für die Sebalduskirche vermittelt“ habe. Brons verspricht, in Zukunft an diesem Ort an ihn zu denken und für ihn zu beten: „Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm.“

Pfarrer Gerhard Schorr hat seine letzte Ruhestätte auf dem Mögeldorfer Friedhof gefunden.

Text: Paul Schremser
Artikelfotos: Madame Privé