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Wahl des Kirchenvorstands – drei Fragen an:
Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein (St. Lorenz), Pfarrer Hannes Schott (St. Jakob), Pfarrer Martin Brons (St. Egidien/St. Sebald)

Mit welchen Themen und Herausforderungen für die kommende Wahlperiode rechnen Sie in Ihrer Gemeinde?

Claudia Voigt-Grabenstein: Wir befinden uns in unglaublich großen Umbrüchen. Die Kirche muss sich neu aufstellen und ihren Auftrag in einer zunehmend säkularen Welt neu formulieren. Dies gilt gerade auch für die Kirchen in der Innenstadt. Daneben wird uns die Frage immer wieder beschäftigen, wie wir die Kosten rund um die Lorenzkirche in Zukunft finanzieren.

Hannes Schott: Die allgemeinen gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüche beschäftigen uns gerade in St. Jakob sehr wegen unseres diakonischen Profils. Wir wollen unser niederschwellig-offenes Profil schärfen und weiter Austausch und Gemeinschaft ankurbeln. Dabei sind natürlich auch der Bauunterhalt und die Finanzen große und wichtige Themen. Das soll uns aber nicht den Spaß am kreativen und spielerischen Rumspinnen nehmen. Außerdem wollen wir weiterhin bewegende und begeisternde Gottesdienste und Veranstaltungen in unserer wunderschönen Kirche feiern.

Martin Brons: Jetzt erst recht: Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüche wollen wir an St. Sebald und St. Egidien Menschen mit einer großen Singschule begeistern und neue Beziehungen auch durch den Pfarrhof und das Café Maulbeere aufbauen, als Gemeinde wachsen und mit der Kulturkirche St. Egidien in Austausch und Kontakt mit Künstler*innen bleiben. 

Warum lohnt es sich als Ehrenamtliche, für den Kirchenvorstand zu kandidieren?

Hannes Schott: Um die Demokratie auch in der Kirche zu stärken. Außerdem gehört Gemeinschaft seit den Anfängen zum Christentum dazu. Und wir sind ein ziemlich lustiger Haufen in St. Jakob. Es gibt in den Sitzungen immer was zu lachen.

Martin Brons: Es lohnt sich, um engagiert zu zeigen, dass wir Kirche vor Ort gut gestalten können. Gemeinsam werden wir Verantwortung dafür tragen, dass kirchliches Leben im Rhythmus der Stadt (mit-)pulsiert, wächst, begeistert und Gemeinschaft schafft. Alle, die Lust haben, daran verantwortlich mitzuwirken, sollten unbedingt kandidieren.

Claudia Voigt-Grabenstein: Die Arbeit im Kirchenvorstand Lorenz ermöglicht einen einmaligen Blick hinter die Kulissen. Die Arbeitsfelder sind sehr weit gespannt. Da ist die Kirchenmusik, die sich durch die Neubesetzung des Lorenzkantorats im Februar 2025 neu entwickelt. Da ist Gäste- und touristische Arbeit: Was brauchen unsere Gäste und was wollen wir ihnen bieten? Gleichzeitig steht die Lorenzkirche als Ortsgemeinde. Es geht um Gottesdienstgestaltung in einem überwältigend großen Kirchenraum. Da ist immer auch die Frage nach adäquater Glaubensvermittlung. Es gibt ständig Bauthemen. Einen Kindergarten haben wir auch. Und es gilt, sich als Lorenzkirche im Gesamtgefüge der Innenstadt immer wieder neu zu vernetzen – kirchlich, politisch, gesellschaftlich. Im Kirchenvorstand können sich Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen einbringen und aktiv die Entwicklung der Kirche in der Innenstadt gestalten.

Inwieweit kann der Kirchenvorstand Ihre Tätigkeiten als geschäftsführende Pfarrerin und geschäftsführender Pfarrer unterstützen?

Martin Brons: Gemeinsam sehen wir mehr. Für die Umsetzung unserer Ziele hat der bisherige Kirchenvorstand Ungeheuerliches geleistet und zentrale Weichen gestellt: die Zusammenarbeit zwischen St. Sebald und St. Egidien gestärkt, den Pfarrhof mit dem Café Maulbeere entwickelt und die Profile für unsere Kirchen im Gemeindeverbund formuliert. Jetzt geht es darum, das alles konsequent und stringent umzusetzen. Darauf freue ich mich.

Claudia Voigt-Grabenstein: Der Kirchenvorstand ist leitendes Organ einer Kirchengemeinde. Ohne ihn im Rücken kann eine Pfarrerin nicht agieren. Hier ist der Ort der gemeinsamen Beratungen, Suche, Stärkung und Orientierung. Der Kirchenvorstand ist auch deshalb sehr wichtig, um gemeinsam erarbeitete Beschlüsse in die Gemeinde hinein zu spiegeln und sie zu vertreten.

Hannes Schott: Ich suche Mitdenker*innen und Kreativköpfe, die meinen binnenkirchlichen Blick erweitern und mir in den Spezialgebieten helfen, in denen ich kein Experte bin. Kirchenvorstand und Pfarrperson leiten gemeinsam die Gemeinde.

Interviewfragen: Paul Schremser
Fotos: Madame Privé, privat